Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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korps herzustellen, und konnte dorthin abrücken. Seine 3 Kom— 
pagnien fanden daselbst eine sehr gute, freundliche Aufnahme, wenn 
auch jedes Plätzchen in Stall und Scheune belegt wurde. Auch der 
Regimentsstab folgte dorthin. 
Das 11. Bataillon mit seinen 3 Kompagnien und die 
9. Kompagnie mußten auf jenem üblen Platze vor Pfalzburg, einer 
von Wald umsäumten Hochfläche, die völlig unter Wasser stand, 
aushalten. Sie konnten nur die Gewehre zusammensetzen und unter 
den Bäumen Schutz vor dem Wind und Wetter suchen, welcher die 
Nacht über in unverminderter Stärke andauerte. Das Bataillon 
blieb ohne jede Verpflegung und mußte den nächsten Morgen in 
nüchternem Zustande weitermarschiren. Diese Nacht vor Pfalzburg 
an dem Platze mit dem charakteristischen Namen: „Zu den vier 
Winden“ war wohl die schlimmste von allen Nächten in diesem 
Feldzuge. 
Die Beschießung selbst hatte, weil nur aus Feldgeschützen ge— 
schehend, größere Wirkung gegen die Werke dieser Festung nicht ge— 
habt und war daher schließlich abgebrochen worden. Sie wurde 
dem nachrückenden VIJ. Armeekorps überlassen,“) die im Bereich der 
Geschütze von Pfalzburg liegende große Straße nach Saarburg 
konnte nun aber vorläufig nicht benutzt werden. Die Truppen 
marschirten auf recht beschwerlichen Gebirgswegen nordwestlich davon 
weiter. 
Am 11. August, 5 Uhr morgens erfolgte der Aufbruch der 
21. Division abermals im strömenden Regen durch den dampfenden 
Wald. Es war ein sehr anstrengender Marsch, seine Dauer reichte 
bis 4 Uhr nachmittags. Dann kam das Regiment Nr. 80 in enge 
Quartiere nach Lixheim und Pfalzweiler. 
Die 22. Division war der 21. voraus. Jetzt lagen hinter 
ihnen beiden die von dem Feinde nicht vertheidigten Vogesen. Am 
12. August folgte ein kürzerer Marsch bis Saarburg, und hier 
wurden endlich regelrechte Quartiere bezogen. Eng genug freilich 
waren auch sie wieder. Bis hierher reichte die deutsche Sprachen— 
grenze. Die französischen Beamten waren wohl noch geblieben und 
ein Theil der Bewohner auch, aber die meisten von ihnen waren 
stockfranzösisch und mißtrauisch. Ungewohnt jeder Art Einquartierung 
— denn die Armee des Dritten Napoleon kannte dieses dem Ersten 
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Pfalzburg kapitulirte erst am 12. Dezember 1870.
	        
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