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korps herzustellen, und konnte dorthin abrücken. Seine 3 Kom—
pagnien fanden daselbst eine sehr gute, freundliche Aufnahme, wenn
auch jedes Plätzchen in Stall und Scheune belegt wurde. Auch der
Regimentsstab folgte dorthin.
Das 11. Bataillon mit seinen 3 Kompagnien und die
9. Kompagnie mußten auf jenem üblen Platze vor Pfalzburg, einer
von Wald umsäumten Hochfläche, die völlig unter Wasser stand,
aushalten. Sie konnten nur die Gewehre zusammensetzen und unter
den Bäumen Schutz vor dem Wind und Wetter suchen, welcher die
Nacht über in unverminderter Stärke andauerte. Das Bataillon
blieb ohne jede Verpflegung und mußte den nächsten Morgen in
nüchternem Zustande weitermarschiren. Diese Nacht vor Pfalzburg
an dem Platze mit dem charakteristischen Namen: „Zu den vier
Winden“ war wohl die schlimmste von allen Nächten in diesem
Feldzuge.
Die Beschießung selbst hatte, weil nur aus Feldgeschützen ge—
schehend, größere Wirkung gegen die Werke dieser Festung nicht ge—
habt und war daher schließlich abgebrochen worden. Sie wurde
dem nachrückenden VIJ. Armeekorps überlassen,“) die im Bereich der
Geschütze von Pfalzburg liegende große Straße nach Saarburg
konnte nun aber vorläufig nicht benutzt werden. Die Truppen
marschirten auf recht beschwerlichen Gebirgswegen nordwestlich davon
weiter.
Am 11. August, 5 Uhr morgens erfolgte der Aufbruch der
21. Division abermals im strömenden Regen durch den dampfenden
Wald. Es war ein sehr anstrengender Marsch, seine Dauer reichte
bis 4 Uhr nachmittags. Dann kam das Regiment Nr. 80 in enge
Quartiere nach Lixheim und Pfalzweiler.
Die 22. Division war der 21. voraus. Jetzt lagen hinter
ihnen beiden die von dem Feinde nicht vertheidigten Vogesen. Am
12. August folgte ein kürzerer Marsch bis Saarburg, und hier
wurden endlich regelrechte Quartiere bezogen. Eng genug freilich
waren auch sie wieder. Bis hierher reichte die deutsche Sprachen—
grenze. Die französischen Beamten waren wohl noch geblieben und
ein Theil der Bewohner auch, aber die meisten von ihnen waren
stockfranzösisch und mißtrauisch. Ungewohnt jeder Art Einquartierung
— denn die Armee des Dritten Napoleon kannte dieses dem Ersten
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Pfalzburg kapitulirte erst am 12. Dezember 1870.