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kam es vor, daß einer von ihnen „abfiel“. Nur der immerfort
andauernde Regen gefiel ihnen schlecht, namentlich da bei dem häu—
figen Biwakiren auch die nothwendige Nachtruhe schwer zu erhalten
war. Und das Unwetter dauerte weiter an bis einschließlich den
12. August. Nur mit Mühe wurde ab und zu, wenn es zu er—⸗—
möglichen war, in einem Dorf während weniger Stunden Halt ge—
macht, um in schnell belegten Quartieren Kleider und Schuhe am
Feuer zu trocknen, dann ging es wieder weiter, trotz Nässe und
Regen. Wahrlich, die Truppen freuten sich, als sie am 10. August
nach einem siebenstündigen Marsche Zabern erreichten und ihnen
wieder ein Quartier in Aussicht stand. Leider sollte auch diese Er—
wartung trügen. Das J. Bataillon bekam nach kurzer Zeit Befehl,
gegen die Vogesen, speziell gegen Pfalzburg Vorposten auszustellen,
und ebenso wurde die 9. Kompagnie noch auf der Chaussee Zabern —
Marmontiers gegen Straßburg vorgeschoben. Aber auch dem übrigen
Theil des Regiments ward keine Ruhe, denn noch hatte es keine
Zeit gefunden, das schnell bereitete Essen zu kosten, als alarmirt
wurde und der Befehl kam, sofort zur Sicherung der gegen Pfalz—
burg angeordneten Beschießung dorthin abzurücken.
Der Kronprinz hatte im Allgemeinen angeordnet, daß gegen
die Bergfestungen, welche die größeren Straßen durch die Vogesen
sperrten, wenigstens der Versuch gemacht würde, sie wegzunehmen.
General v. Gersdorff war deshalb mit nur geringer Begleitung nach
Pfalzburg vorgeritten und hatte selbst rekognoszirt, ja den Kom—
mandanten der Festung sofort zur Uebergabe auffordern lassen. Da
dieselbe verweigert worden war und an der Festung nur schwer vorbei—
marschirt werden konnte, hatte der General die Beschießung durch
die Artillerie der 21. Division (60 Geschütze) angeordnet.
Der Vormarsch des Regiments erfolgte von dem II. und
[II. Bataillon mit Ausnahme der zur Bedeckung des Trains be—
stimmten 5. Kompagnie und der erst nachträglich gegen Pfalzburg
abrückenden, übrigens sich erst spät abends dort (beim II. Bataillon)
einfindenden 9. Kompagnie, sofort und unter dem heftigsten Regen—
wetter. Nach vierstündigem Marsche, gegen 9 Uhr abends, erreichte
man den befohlenen Aufstellungsplatz der Division, deren Batterien
bereits seit zwei Stunden die Beschießung begonnen hatten. Das
III. Bataillon hatte das Glück, mit der Besetzung des an der
Hauptstraße liegenden geräumigen „Oberhofes“ beauftragt zu werden,
um die Verbindung mit dem zur rechten Hand befindlichen V. Armee—