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Leider sollte das nicht sein. Die Fahnen werden sich bald über
seinem Grabe daniedersenken, als über dem eines der tapfersten
und edelsten Führer. Die Truppe aber, die seinen Namen*) er—
halten wird, hat damit die Pflicht, ihn so rein zu erhalten, wie
er selbst es that. Gleich ihm wird sie den Tod auf dem Schlacht—
felde als den höchsten Ruhm auf dieser kleinen Welt ansehen, sie
wird die Ideale des Lebens ebenso verfolgen, wie er selbst es that
mit seinem stets auf Gott, König und Vaterland gerichteten Sinne.
Der Vormarsch von dem Schlachtfelde bei Wörth gegen die
Vogesen und weiter vollzog sich für die Truppen wieder unter
größeren Schwierigkeiten und Strapazen. Die einzelnen Armeekorps
waren einander jetzt sehr nahe gerückt und konnten sich vorläufig
nicht seitlich ausdehnen, so daß manche örtliche Reibungen eintraten.
Von einer regelmäßigen Unterbringung und Verpflegung war nicht
mehr die Rede, Alles wurde mehr und mehr abhängig von der
natürlichen Unbeweglichkeit der Masse.
*) Es ist vielleicht angemessen, einen Theil des Lebenslaufes des Generals
v. Gersdorff hierunter anzufügen, um dafür bestimmte Daten zu geben:
General v. Gersdorff entstammte einem sehr alten Adelsgeschlecht, dessen
früheste Burg am Harz bei Quedlinburg stand und noch jetzt in einem Theil
ihrer Ruinen erhalten ist, und dessen Verzweigung bereits im 13. Jahrhundert
so groß war, daß sich auf einem Geschlechtstage in Zittau 200 männliche Mit—⸗
glieder mit 500 Pferden versammeln konnten. Das Geschlecht saß zuerst haupt—
sächlich in der Lausitz, später noch in anderen sächsischen Theilen oder im eigent⸗
lichen Schlesien. Dem schlesischen Zweige entstammte Hermann Constantin
v. Gersdorff, geboren am 2. Dezember 1809 zu Kießlingswalde bei Görlitz.
Die wichtigsten Daten seiner militärischen Laufbahn sind folgende:
16. Mai 1827 aus dem Kadettenhaus Dresden als Grenadier in das
preußische 2. Garde-Regiment zu Fuß eingetreten.
14. Dezember 1827 Portepeefähnrich, 14. April 1829 aggregirter Sekond—
lieutenant.
14. Mai 1829 zum Garde-Reserve-Infanterie-Regiment (Garde-Füsilier—
Regiment) versetzt.
1832 bis 1833 zur Allgemeinen Kriegsschule kommandirt.
18. März 1835 dem Garde-Schützen-Bataillon aggregirt.
1841 bis 1842 auf Werbung in Neuschatel kommandirt.
1842 bis 1843 nach Rußland beurlaubt. Feldzug im Kaukasus. Russischer
Wladimir-Orden 4. Klasse mit Schwertern, 23. September 1844 Johanniter—
Orden als Kriegs-Dekoration.
28. März 1843 chargirter Premierlieutenant (Patent am 8. März 1845).
21. April 1848 kommandirt bei den schleswig-holsteinischen Truppen,
Hauptmann und Kommandeur der Freikorps, 11. Juni Major im 1. Jägerkorps,
29. August Kommandeur desselben, 15. Dezember Kommandant von Flensburg,