Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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dorff durch Vorführen weniger Kompagnien (10. und 11./35) in den 
Kampf einzugreifen. Dieselben hatten kaum die Kuppe 711 östlich 
Stresetitz erreicht, als der feindliche Kavallerieangriff von Südosten 
hereinbrach. Die Tapferkeit und das Ungestüm der österreichischen 
Kürassiere vom Regiment Prinz Carl von Preußen und Graf Wrangel 
waren nun vergeblich. Es gelang den Oesterreichern kaum, sich von der 
wenigen preußischen Kavallerie freizumachen, dann aber brach das 
bernichtende Schnellfeuer jener Kompagnien über sie herein und ließ 
sie in Atome zerschellen. Wie hätte freilich General v. Gersdorff 
gewünscht, hier noch Größeres zu leisten. 
Nun war der große Krieg gekommen, zu dessen Aufgaben General 
o. Gersdorff sich sein Lebenlang vorbereitet und selbst erzogen hatte. 
Jetzt lächelte ihm das Kriegsglück wieder. Er hatte, wie wir erzählt 
haben, bei Wörth geradezu entscheidend eingegriffen. Unter seiner 
Führung war Morsbronn, der Albrechtshäuser Hof, der Niederwald, 
Elsaßhausen und Fröschweiler erstürmt worden. Die Hauptent— 
scheidung hatte er mit seiner Division gebracht und hauptsächlich durch 
sein eigenes Drängen nach vorwärts, durch seinen schnellen Marsch 
„ungerufen nach Kanonendonner“. Er hatte nun den Befehl über 
das Korps erhalten. Das 14. Husaren-Regiment hatte nach Wörth 
ihm damit seine Verehrung auszudrücken gesucht, daß es das von 
ihm erbeutete schöne Pferd des Marschalls Mac Mahon mit prunk— 
voller, in rothem Sammt mit Gold verzierter Ausrüstung dem 
General zum Geschenk übersandte. Eine echt soldatische, kriegerische 
Erscheinung, gebietend und doch wieder vertrauenerweckend, war General 
o. Gersdorff in seiner ganzen Division, die er seit vier Jahren be— 
fehligte, allgemein hoch verehrt und dabei geliebt. General v. Gers— 
dorff fand auch diese Liebe, obgleich er in allen Sachen des Dienstes 
als streng und scharf bekannt war. Daß er sie verdiente, zeigt u. A. 
die Thatsache, daß ihm bei seinem Scheiden aus der Stellung 
als Kommandeur des 27. kombinirten Infanterie-Regiments 
ein Degen verehrt worden war, der nur einen Schmuck zeigte, 
die Inschrift: „Ich hatt' einen Kameraden, einen bessern findst 
du nit.“ 
Was für eine verantwortliche Stellung General v. Gersdorff 
jetzt übernommen hatte, erkannte er selbst vollkommen, er wußte aber 
auch, daß er sie mit Gottes Hülfe ausfüllen werde. Er hoffte noch 
auf einen großen Sieg, bei dem er das Korps befehligen werde. 
Er hoffte sehr, seine Stellung nicht sobald verlieren zu müssen.
	        
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