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Saum, als aber die Angreifer überall weiter dagegen vorkamen, gab
er diese Stellung endgültig auf und verschwand kaum 100 mvor
ihnen im Walde, um dort von Schritt zu Schritt weiter zu kämpfen.
Ebenso gingen die Theile, welche an der Straße nach Eberbach ge—
tanden hatten, auf dieses Dorf und den dortigen Waldabschnitt
zurück, gefolgt von dem linken Flügel des XI. Korps.
Der nun folgende Kampf im Niederwald, an dem die Kom—
pagnien des J. und III. Bataillons ganz, diejenigen des II. nur
mit Gruppen theilnahmen, übertraf an Erbitterung alles vorher
Erlebte. Die Turkos und Zuaven wehrten sich wie die Thiere,
und das schwierige, unübersichtliche Gelände gestattete ihnen, alle
ihre wilden Künste zu zeigen. Es war ein schweres, blutiges Ringen,
Mann an Mann, und nur langsam, sehr langsam kam die Angriffs—
linie weiter, oft auch nur mit einzelnen Theilen. Hier erhielt man
aus nächster Nähe noch Feuer, obwohl der eben vor der Front
befindliche Gegner schon im Dunkel des Waldes verschwunden schien,
hier mußte man rechts, hier wieder links Front machen. Es blieb
nichts übrig, als nach jedem Durchgang durch das dichte Unterholz
das Häuflein, welches eben an dem Kampfe vereint theilgenommen
hatte, von Neuem zu sammeln, zu ordnen und Alles absuchen zu
lassen. Selten ergaben sich die feindlichen Abtheilungen und auch
nur, wenn sie in diesem Kesseltreiben die Richtung so verloren
hatten, daß sie nicht mehr weiter wußten. Hier kam es vor, daß
ein mit der Zurückführung eines gefangenen Zuavenoffiziers beauf—
tragter Füsilier der 2. Kompagnie mit der Meldung zurückkehrte, er
sei von dem Offizier zur Kompagnie wieder zurückgeschickt worden.
Der Naive hatte diese Weisung nur befolgt aus Achtung vor dem
Offiziersrang.
In diesem Kampfe wurde eine Kompagniefahne der 3. Turkos
erbeutet und am nächsten Tage von dem Füsilier Hirsch“) der
2. Kompagnie seinem Kompagnieführer überbracht. Das offiziöse
Werk: „Gustav Lehmann, die Trophäen des preußischen Heeres,
Berlin 1898, E. S. Mittler & Sohn, S. 71, sagt darüber Fol—
gendes:
„Erobert sind in der Schlacht bei Wörth unter Anderm:
1 Turkofahne (Panion de compagnie) durch den Füsilier
Hirsch vom Hessischen Füsilier-Regiment Nr. 80.
x*) Georg Hirsch, geb. zu Frankfurt a. M., evangelischer Konfession, Hut—
nacher.