Erscheinen; jetzt schien es wieder möglich, vorzugehen, und man ging
vor. Besser wäre es gewesen, man hätte noch das Eintreffen
der letzten Theile der 22. Division, wie General v. Gersdorff es
wollte, und vielleicht auch noch das der Württemberger abgewartet.
Der Kampf wäre weniger blutig verlaufen, und wenn auch General
o. Schachtmeyer in seinem Bericht sagt, daß von jetzt ab der Angriff
nicht mehr bataillonsweise geführt worden sei, sondern mit allen
berfügbaren Kräften, so ist doch sicher, daß vorerst die ganze 44. Bri—
gade (Regimenter Nr. 83 und 94) noch nicht in das Gefecht mit
eingriff und ebenso das bei Gunstett zurückgehaltene P./9d. Das
Schlimmste war, daß auch eine wirksame Vorbereitung des weiteren
Angriffes durch jene Masse Artillerie kaum eintrat. Diese war zum
Theil noch nicht einmal in Thätigkeit, als die Infanterie ihre Vor—
bewegung wieder begann; nur erst der Aufenthalt in dem Albrechts—
häuser Hof wurde der französischen Besatzung zu heiß, nachdem
daselbst einige Granaten gezündet hatten. Sonst hatte ein Nieder—
kämpfen des Vertheidigers auf keine Weise stattgefunden. Die
französische Infanterie und Artillerie hielt noch immer die vorderen
Theile der Höhen zwischen Morsbronn — Albrechtshäuser Hof —
Niederwald besetzt, und hatte nur die Chaussee freigegeben. Daß
unter diesen Umständen beim Angreifer noch schwere Verluste ein—
treten mußten, war sehr natürlich. Ein Glück nur war, daß jenem
Signal zum „Avanciren“ sich jetzt auch das V. Korps, welches seine
letzten Truppen vorführte, wieder anschloß. Das war freilich ebenso
wenig vorbereitet und führte zu so furchtbaren Verlusten, daß die—
jenigen des XI. Korps dagegen fast gering erscheinen müssen. Und
wie wenig kamen dort die Truppen vorwärts, kaum daß sie die
ersten Anstiege der Höhen erreichten. Wieviel Opfer allein kostete
der Galgenberg (auch Calvarienberg) südwestlich Wörth!
Es war etwa 1 Uhr nachmittags geworden, als der Kronprinz auf
dem Kampfplatz erschien und bei der Artillerie des V. Korps Auf—
stellung nahm. Zu derselben Zeit erscholl beim XJ. Korps auf
Befehl des Generals v. Bose jenes Signal zum Vorgehen. Das
Oberkommando beorderte nun auch noch die letzten Truppen zum
Eingreifen in den Kampf, namentlich das II. bayerische Korps, welches
versuchen sollte, die Rückzugslinie des Feindes bei Reichshofen zu
kreuzen, seinen linken Flügel also zu umgehen, und das J. bayerische
Korps, welches dem V. Korps zu Hülfe kommen sollte. Die württem—
dergische Division sollte über Gunstett gegen Reichshofen vorgehen.