allgemeiner. Der Feind nahm seine früheren Stellungen nur noch
am Niederwald selbst ein, sein heftiges Feuer ließ freilich ein
weiteres Vordringen unserer Truppen gegen den Albrechtshäuser Hof
vorerst noch nicht möglich erscheinen.
Was die 1. Kompagnie betrifft, so hatte ihr Uebergang, der
weiter nördlich stattfand, lange aufgehalten, so daß sie sich erst dem
Vorgehen des 88. Regiments gegen den Niederwald anschließen
konnte.
Die 3. und 4. Kompagnie hatten zuerst den linken Flügel der
Artillerie decken sollen. Ein eingeschnittener Weg führte sie nach der
Artilleriehöhe hinauf, dort aber fanden sie ebenfalls keinerlei Deckung
und mußten nun etwa 1 Stunde im stärksten feindlichen Granat—
feuer halten. Das war für die junge Truppe eine schwere Probe.
Eine Granate schlug dicht vor der rechten Vorderecke der Kolonne
ein, und ein Jeder dachte daran, was ihm der nächste Augenblick
bringen würde, jedoch die Sprengung erfolgte ohne jeden Verlust.
Die Offiziere wetteiferten untereinander, der Truppe durch Ruhe
uind Kaltblütigkeit mit leuchtendem Beispiel voranzustehen. Haupt—
mann v. Kietzell, der Führer des Halbbataillons und Chef der
4. Kompagnie, hielt vor der Front zu Pferde und ermahnte die
Leute mit dem Hinweis auf Gott und das geliebte Vaterland.
Dann kam der Befehl, ähnlich vorzugehen, wie dies die beiden
anderen Kompagnien des Bataillons gethan hatten. Es wurden
zwei Züge unter Premierlieutenant Morsbach als Schützen vor—
genommen, und die übrigen folgten in Kolonnen. Schon kamen
dichte Schwärme diesseitiger Truppen über die Weinberge dem
herabsteigenden Bataillon entgegen. Sofort ließ Hauptmann v. Kietzell
seine vier Züge deployiren und niederknien. Zugleich befahl er den
Zurückweichenden mit Nachdruck, sich hinter denselben wieder zu
sammeln. Es waren das wieder Theile derjenigen Truppen, welche
vor dem Turkoangriff zurückeilten und denen bereits Major v. Below
den richtigen Weg gewiesen hatte. Nun wurde die Front frei, und
Hauptmann v. Kietzell war eben im Begriff, auf die Verfolger Salven
geben zu lassen, als von der Artilleriehöhe nördlich des Dorfes das
Signal: „Avanciren!“ ertönte. Sofort nahm Hauptmann v. Kietzell
noch zwei Züge als Schützen vor und folgte mit den übrigen zum
Sauerbach hinab, so schnell es ging. Auch er entschloß sich, die
Straßenbrücke zu benutzen, obwohl diese jetzt gerade von dem feind—
lichen Mitrailleusen- und Infanteriefeuer heftig beschossen wurde.