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beim Uebergang über die Sauer und beim weiteren Vorgehen gegen
die Höhen oder gegen den Niederwald zu überwinden hatten, und
schwer hob sich die Brust, als nach langem Ringen jene Angreifer
wieder auf dem gefährlichen Wege zurückkehrten, verfolgt von dem
Schnellfeuer des Feindes. Schon wurde die Artillerie der 21. Divi—
sion durch dieses Feuer mit belästigt und bedroht, als Premier—
lieutenant v. Poseck den Befehl erhielt — unweit von ihm hielten
die Generale v. Bose, v. Schachtmeyer und v. Koblinski —, die
Artillerie nach seinem Ermessen vor diesem Infanteriefeuer zu
schützen. Premierlieutenant v. Poseck eilte mit den Kompagnien sofort
durch die Weinberge den Steilabfall zum Thal hinunter. Hier
empfing ihn Hauptmann v. Strantz, wie wir wissen, jetzt der Führer
des Bataillons, und übernahm selbst die 1. Kompagnie, um sie über
die Sauer zu führen. Premierlieutenant v. Poseck hatte denselben
Gedanken, befürchtete aber, nach dem, was er von seinem Aufstellungs—
punkte auf der Artilleriehöhe gesehen, daß er nur unter ähnlichen
Verlusten hinüberkommen werde, und trennte sich von der 1. Kom—
pagnie, um die seine nach der Chausseebrücke zu führen. Eben sah
man die Spitzen der 22. Division in das Gefecht eintreten. Premier—
lieutenant v. Poseck ließ die 2. Kompagnie zugweise im Laufschritt
über die Brücke gehen und sammelte sie erst wieder in einem Graben,
welcher der Chaussee etwa 100 m nahe lag. Dann erreichte die
Kompagnie in einem einheitlich ausgeführten Sprung die Chaussee.
Verluste waren kaum eingetreten, aber nun befand sich die Kom—
pagnie mitten in den Schwärmen, welche aus dem Niederwalde
heraus gegen die Linie Spachbach — Gunstett zurückgeworfen wurden.
Zuaven und Linientruppen waren hinter ihnen und schienen weiter
vordringen zu wollen, als Premierlieutenant v. Poseck seine Kom—
pagnie unter Zurücknahme ihres rechten Flügels zum Schnellfeuer
übergehen ließ. Die Wirkung desselben war entscheidend, wie be—
täubt machte der Verfolger mit einem Male Kehrt und eilte, vieles
Gepäck von sich werfend, in den nahen Wald zurück. Bei diesem
Gefecht hatte sich namentlich Sekondlieutenant v. Trott besonders
dadurch ausgezeichnet, daß er nicht nur die aus dem Niederwalde
zurückweichenden Mannschaften zum Stehen, sondern auch bei der
eigenen Kompagnie diejenige Ruhe und Besonnenheit zur Geltung
brachte, welche in einem solchen kritischen Augenblicke durchaus er—
forderlich ist. Zu derselben Zeit wurden auch die Turkos südwest—
lich von Gunstett zurückgeworfen, und der Erfolg blieb also ein