Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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beim Uebergang über die Sauer und beim weiteren Vorgehen gegen 
die Höhen oder gegen den Niederwald zu überwinden hatten, und 
schwer hob sich die Brust, als nach langem Ringen jene Angreifer 
wieder auf dem gefährlichen Wege zurückkehrten, verfolgt von dem 
Schnellfeuer des Feindes. Schon wurde die Artillerie der 21. Divi— 
sion durch dieses Feuer mit belästigt und bedroht, als Premier— 
lieutenant v. Poseck den Befehl erhielt — unweit von ihm hielten 
die Generale v. Bose, v. Schachtmeyer und v. Koblinski —, die 
Artillerie nach seinem Ermessen vor diesem Infanteriefeuer zu 
schützen. Premierlieutenant v. Poseck eilte mit den Kompagnien sofort 
durch die Weinberge den Steilabfall zum Thal hinunter. Hier 
empfing ihn Hauptmann v. Strantz, wie wir wissen, jetzt der Führer 
des Bataillons, und übernahm selbst die 1. Kompagnie, um sie über 
die Sauer zu führen. Premierlieutenant v. Poseck hatte denselben 
Gedanken, befürchtete aber, nach dem, was er von seinem Aufstellungs— 
punkte auf der Artilleriehöhe gesehen, daß er nur unter ähnlichen 
Verlusten hinüberkommen werde, und trennte sich von der 1. Kom— 
pagnie, um die seine nach der Chausseebrücke zu führen. Eben sah 
man die Spitzen der 22. Division in das Gefecht eintreten. Premier— 
lieutenant v. Poseck ließ die 2. Kompagnie zugweise im Laufschritt 
über die Brücke gehen und sammelte sie erst wieder in einem Graben, 
welcher der Chaussee etwa 100 m nahe lag. Dann erreichte die 
Kompagnie in einem einheitlich ausgeführten Sprung die Chaussee. 
Verluste waren kaum eingetreten, aber nun befand sich die Kom— 
pagnie mitten in den Schwärmen, welche aus dem Niederwalde 
heraus gegen die Linie Spachbach — Gunstett zurückgeworfen wurden. 
Zuaven und Linientruppen waren hinter ihnen und schienen weiter 
vordringen zu wollen, als Premierlieutenant v. Poseck seine Kom— 
pagnie unter Zurücknahme ihres rechten Flügels zum Schnellfeuer 
übergehen ließ. Die Wirkung desselben war entscheidend, wie be— 
täubt machte der Verfolger mit einem Male Kehrt und eilte, vieles 
Gepäck von sich werfend, in den nahen Wald zurück. Bei diesem 
Gefecht hatte sich namentlich Sekondlieutenant v. Trott besonders 
dadurch ausgezeichnet, daß er nicht nur die aus dem Niederwalde 
zurückweichenden Mannschaften zum Stehen, sondern auch bei der 
eigenen Kompagnie diejenige Ruhe und Besonnenheit zur Geltung 
brachte, welche in einem solchen kritischen Augenblicke durchaus er— 
forderlich ist. Zu derselben Zeit wurden auch die Turkos südwest— 
lich von Gunstett zurückgeworfen, und der Erfolg blieb also ein
	        
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