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stett entlang in langem Galopp auf die nördlich der Dörfer liegende
Höhe, wo die Artillerie aufgefahren war, begeben. Es mochte 11 Uhr
vormittags sein, als er wieder zurückkehrte. Das V. Korps befand
sich wieder im stärksten Gefecht, ja der Feind hatte die Offensive
gegen dasselbe unter Einsetzung bedeutender Kräfte begonnen; die
21. Division war fast ganz entwickelt, und mit großer Spannung
erwartete man jetzt das Eintreffen des Generals v. Gersdorff. Bei
Gunstett selbst hatten zuerst die 11. Jäger und die rechts von der
10./80 gestandene 6./50 versucht, bei der Bruchmühle überzugehen
und dann in Richtung auf den halbwegs des Abhanges gelegenen
Albrechtshäuser Hof vorzustoßen (10,2 Uhr vormittags). Sie hatten
dabei auch die Chaussee noch erreicht, dann aber wegen des zu über—
legenen feindlichen Feuers halten müssen. Um 11 Uhr vormittags
gerade war der Feind ihnen gegenüber zum Angriffe übergegangen,
das J. Bataillon des 3. Turko-Regiments hatte sich gegen ihre linke
Flanke gewandt, und die fünf isolirten Kompagnien hatten nach der
Sauer-Brücke zurückgehen müssen. Die Turkos folgten ihnen
dicht auf.
Major v. Below wollte eben noch der 10. Kompagnie genauere
Weisungen geben, daß sie sich auch in Besitz des Schleusen-Ueber—
ganges selbst zu setzen habe, als ihn lautes Rufen und Lärmen in
der Dorfstraße auf die nahe Krisis aufmerksam machte. Er sprengte
hinein, aber schon kam ihm eine Anzahl fliehender Mannschaften
unter Warnungsrufen und Gestikulationen entgegen. Diesem Unheil
mußte schnell gesteuert werden, Major v. Below hieb einen der
ärgsten Schreier nieder und bedeutete den übrigen, schleunigst zu
ihrem Truppentheil zurückzukehren. Dann sprengte er wieder zu der
Gunstetter Mühle und ließ die 12. Kompagnie (Premierlieutenant
Graf v. Haslingen) über die Sauer gehen mit der Weisung, bis
zum Bieberbache zu avanciren. Die 11. Kompagnie folgte dahin,
während die 12., in eine dichte Schützenlinie aufgelöst, vorrückte,
Es gelang ihr auch, den Feind in die Flanke zu fassen, so daß er
Halt machte, während das Zündnadelgewehr der übrigen Vertheidiger
von Gunstett ihn in der Front zurückwies. Nach kurzer Zeit wich
der Feind, der schon mit Theilen bis in die Mitte des Dorfes ein—
gedrungen war, zurück und nahm wieder Stellung an der Chaussee
oder hinter dem Buschwerk des Bieberbaches. Die feindliche
Mitrailleusen-Batterie hatte ihr Feuer hauptsächlich auf die Gegend der
Gunstetter Mühle gerichtet und daher den Angriff der genannten