Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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stett entlang in langem Galopp auf die nördlich der Dörfer liegende 
Höhe, wo die Artillerie aufgefahren war, begeben. Es mochte 11 Uhr 
vormittags sein, als er wieder zurückkehrte. Das V. Korps befand 
sich wieder im stärksten Gefecht, ja der Feind hatte die Offensive 
gegen dasselbe unter Einsetzung bedeutender Kräfte begonnen; die 
21. Division war fast ganz entwickelt, und mit großer Spannung 
erwartete man jetzt das Eintreffen des Generals v. Gersdorff. Bei 
Gunstett selbst hatten zuerst die 11. Jäger und die rechts von der 
10./80 gestandene 6./50 versucht, bei der Bruchmühle überzugehen 
und dann in Richtung auf den halbwegs des Abhanges gelegenen 
Albrechtshäuser Hof vorzustoßen (10,2 Uhr vormittags). Sie hatten 
dabei auch die Chaussee noch erreicht, dann aber wegen des zu über— 
legenen feindlichen Feuers halten müssen. Um 11 Uhr vormittags 
gerade war der Feind ihnen gegenüber zum Angriffe übergegangen, 
das J. Bataillon des 3. Turko-Regiments hatte sich gegen ihre linke 
Flanke gewandt, und die fünf isolirten Kompagnien hatten nach der 
Sauer-Brücke zurückgehen müssen. Die Turkos folgten ihnen 
dicht auf. 
Major v. Below wollte eben noch der 10. Kompagnie genauere 
Weisungen geben, daß sie sich auch in Besitz des Schleusen-Ueber— 
ganges selbst zu setzen habe, als ihn lautes Rufen und Lärmen in 
der Dorfstraße auf die nahe Krisis aufmerksam machte. Er sprengte 
hinein, aber schon kam ihm eine Anzahl fliehender Mannschaften 
unter Warnungsrufen und Gestikulationen entgegen. Diesem Unheil 
mußte schnell gesteuert werden, Major v. Below hieb einen der 
ärgsten Schreier nieder und bedeutete den übrigen, schleunigst zu 
ihrem Truppentheil zurückzukehren. Dann sprengte er wieder zu der 
Gunstetter Mühle und ließ die 12. Kompagnie (Premierlieutenant 
Graf v. Haslingen) über die Sauer gehen mit der Weisung, bis 
zum Bieberbache zu avanciren. Die 11. Kompagnie folgte dahin, 
während die 12., in eine dichte Schützenlinie aufgelöst, vorrückte, 
Es gelang ihr auch, den Feind in die Flanke zu fassen, so daß er 
Halt machte, während das Zündnadelgewehr der übrigen Vertheidiger 
von Gunstett ihn in der Front zurückwies. Nach kurzer Zeit wich 
der Feind, der schon mit Theilen bis in die Mitte des Dorfes ein— 
gedrungen war, zurück und nahm wieder Stellung an der Chaussee 
oder hinter dem Buschwerk des Bieberbaches. Die feindliche 
Mitrailleusen-Batterie hatte ihr Feuer hauptsächlich auf die Gegend der 
Gunstetter Mühle gerichtet und daher den Angriff der genannten
	        
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