Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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vier Söhne getheilt, von denen jedoch zwei, die Erben des Ober— 
fürstenthums Hessen-Marburg und der Niedergrafschaft Katzeneln⸗ 
bogen (Rheinfels), ohne Nachkommen starben. Der Streit zwischen 
den überlebenden Linien Hessen-Cassel und Hessen-Darmstadt über 
diese Besitzungen war ein sehr langwieriger, endlich erkannte aber 
der Reichshofrath 1626 zu Gunsten des Hauses Darmstadt und 
zwar so, daß nicht allein Marburg, sondern auch die Niedergrafschaft 
Katzenelnbogen mit Rheinfels, letztere als „Entschädigung für bis 
jetzt erfolgte Nutzung“ an Darmstadt fallen sollten. Letzteres hatte 
auch am 3. September 1626 Rheinfels durch Berennung in Besitz 
genommen. 
Die jetzt über das Haus Hessen-Cassel zu Gunsten von Darm— 
stadt verhängte Acht nützte freilich letzterem wenig. Es kam nie in 
den Besitz des ihm zugewiesenen Besitzes. Zwar wurde Landgraf 
Wilhelm V., dem Niemand die Hand reichte, aus seinem Lande 
(Februar 1637) vertrieben und dieses auf ganz fürchterliche Weise 
verwüstet.“) Selbst Kaiser Ferdinand III.,xk) der Sieger von 
Nördlingen, der sonst wohl der Beender des großen Glaubenskrieges 
im Sinne des Friedens gewesen ist, auch er nahm den Landgrafen 
Wilhelm V. von jedem Akte der Milde aus. Schweden war vom 
Kriege gänzlich erschöpft, mißtraute der versteckten Politik Frankreichs 
und zeigte Neigung, sich mit Frankreich zu vertragen. Die Franzosen 
selbst mußten vor der Uebermacht der kaiserlichen Streitkräfte immer 
mehr zurückweichen, und wenn auch im letzten Augenblick noch 
2000 Mann nach Hessen entsendet wurden, so nützten sie nichts 
mehr. Der Landgraf gab den Kampf auf und rettete sich nach 
Ostfriesland, wo er am 23. September 1637 plötzlich starb. Die 
Geschichte nennt ihn den „Beständigen“; um seine Treue und Energie 
hat'er diesen Namen wohl verdient. 
Seine ebenso kluge als energische Gemahlin Amelia Elisabeth 
übernahm die Regierung für ihren unmündigen Sohn, den späteren 
Landgrafen Wilhelm VI., und das Glück, das ihrem Gemahl gefehlt 
hatte, wandte sich ihr zu. Der Krieg nahm immer mehr eine 
schwankende Gestalt an, da Frankreich, schon selbst aufs Aeußerste 
) Es sollen 18 Städte, 47 Burgen und Schlösser sowie über 100 Dörfer 
in Asche gesunken, die Bewohner auf unmenschliche Weise behandelt worden sein. 
Die Verwüstung der Pfalz durch die Franzosen 1688 hatte hier bereits einen 
Vorläufer gehabt. 
*x Kaiser Ferdinand II. war am 5. Februar 1637 gestorben.
	        
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