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Bayern zu Liebe, das XI. Korps endlich war des V. Korps wegen
herangerückt und mit in den Kampf eingetreten. Die Bayern hatten
sich schnell in das Gefecht verbissen und konnten sich nur mit großer
Mühe von ihm loslösen, das V. Korps kam in ähnliche Lage, und
auch das XI. Korps werden wir ohne Durchführung eines Auf—
marsches nur stückweise und zersplittert in den Kampf eintreten
sehen, weil es auf eine andere Weise die überall zu Tage tretende
Gefechtskrisis nicht beseitigen zu können glaubte. Und wie das im
Broßen war, so auch im Kleinen.
Bei Weißenburg hatten die Führer noch die einzelnen Ver—
bände zusammenhalten können, oder die Zersplitterung hatte sich
nur auf die Lostrennung von kleineren Einheiten beschränkt. Hier
bei Wörth war es den besten, eifrigsten und in den Erfahrungeu
des Krieges 1866 erzogenen Kommandeuren geradezu unmöglich,
ihre Truppen einheitlich zu führen. Die Verbände zersplitterten
zewissermaßen unter der Hand und vermischten sich dann in der Hitze
des Kampfes oder auch infolge der großen Verluste an Offizieren und
Unteroffizieren derartig mit anderen Verbänden, daß jede Anführung
aufhörte. Einer guten Truppe verbleibt wohl das Gefühl der
Zusammengehörigkeit, aber gerade durch schwere Proben wird
auch sie darin erst taktfest gemacht. Die Schlacht bei Wörth sollte
diese ernste Probe für uns werden, und daß sie gut ausfiel, zeigt
das Verhalten der Truppen bei Sedan und später in diesem Kriege.
Das Gefecht trennte wohl die Einheiten voneinander und führte
je nach der Heftigkeit des Kampfes eine Mischung und Vermischung
herbei, aber die Führung hörte dennoch nicht auf. Auch die höhere
Leitung versuchte mit Erfolg der Uneinheitlichkeit und Zersplitterung
entgegen zu arbeiten, sie gab die Chancen nicht mehr rücksichtslos
aus, sondern suchte bei der Entwickelung des Gefechtes Zeit zu
gewinnen, um später desto mehr Kräfte zur entscheidenden Geltung zu
bringen. Je mehr das Feuergefecht der Infanterie dafür hinderlich
war, desto mehr hielt von nun an die Leitung zurück mit der Kraft,
und so vermochten auch unsere Truppen selbst wieder mehr das zur
Geltung zu bringen, was gerade ihnen eigenthümlich war, das große
allgemeine Gefühl der Zusammengehörigkeit, das bewußte Vorschreiten
auf ein gemeinsames Ziel, wenn es auch noch so schwer zu erreichen war.
Treten wir nun, nachdem wir gezeigt, wie schwer hier die
Probe für unsere braven Truppen gewesen ist, ein in die Einzel—
heiten ihres Kampfes.