Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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Bayern zu Liebe, das XI. Korps endlich war des V. Korps wegen 
herangerückt und mit in den Kampf eingetreten. Die Bayern hatten 
sich schnell in das Gefecht verbissen und konnten sich nur mit großer 
Mühe von ihm loslösen, das V. Korps kam in ähnliche Lage, und 
auch das XI. Korps werden wir ohne Durchführung eines Auf— 
marsches nur stückweise und zersplittert in den Kampf eintreten 
sehen, weil es auf eine andere Weise die überall zu Tage tretende 
Gefechtskrisis nicht beseitigen zu können glaubte. Und wie das im 
Broßen war, so auch im Kleinen. 
Bei Weißenburg hatten die Führer noch die einzelnen Ver— 
bände zusammenhalten können, oder die Zersplitterung hatte sich 
nur auf die Lostrennung von kleineren Einheiten beschränkt. Hier 
bei Wörth war es den besten, eifrigsten und in den Erfahrungeu 
des Krieges 1866 erzogenen Kommandeuren geradezu unmöglich, 
ihre Truppen einheitlich zu führen. Die Verbände zersplitterten 
zewissermaßen unter der Hand und vermischten sich dann in der Hitze 
des Kampfes oder auch infolge der großen Verluste an Offizieren und 
Unteroffizieren derartig mit anderen Verbänden, daß jede Anführung 
aufhörte. Einer guten Truppe verbleibt wohl das Gefühl der 
Zusammengehörigkeit, aber gerade durch schwere Proben wird 
auch sie darin erst taktfest gemacht. Die Schlacht bei Wörth sollte 
diese ernste Probe für uns werden, und daß sie gut ausfiel, zeigt 
das Verhalten der Truppen bei Sedan und später in diesem Kriege. 
Das Gefecht trennte wohl die Einheiten voneinander und führte 
je nach der Heftigkeit des Kampfes eine Mischung und Vermischung 
herbei, aber die Führung hörte dennoch nicht auf. Auch die höhere 
Leitung versuchte mit Erfolg der Uneinheitlichkeit und Zersplitterung 
entgegen zu arbeiten, sie gab die Chancen nicht mehr rücksichtslos 
aus, sondern suchte bei der Entwickelung des Gefechtes Zeit zu 
gewinnen, um später desto mehr Kräfte zur entscheidenden Geltung zu 
bringen. Je mehr das Feuergefecht der Infanterie dafür hinderlich 
war, desto mehr hielt von nun an die Leitung zurück mit der Kraft, 
und so vermochten auch unsere Truppen selbst wieder mehr das zur 
Geltung zu bringen, was gerade ihnen eigenthümlich war, das große 
allgemeine Gefühl der Zusammengehörigkeit, das bewußte Vorschreiten 
auf ein gemeinsames Ziel, wenn es auch noch so schwer zu erreichen war. 
Treten wir nun, nachdem wir gezeigt, wie schwer hier die 
Probe für unsere braven Truppen gewesen ist, ein in die Einzel— 
heiten ihres Kampfes.
	        
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