Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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etwa um 10,2 Uhr vormittags der Kronprinz vorerst mit 
geringer Begleitung zu Pferde, und nun ging es in höchster Eile 
dem Kanonendonner zu. Es wurde jedoch immerhin 1 Uhr nachmittags, 
ehe das Oberkommando auf dem Kampfplatz eintraf und nun auf 
der Höhe gegenüber Wörth bei der Artillerie des V. Korps die 
Leitung übernahm. Auch General v. Bose, der kommandirende 
General des XI. Korps, erhielt die Meldung vom Beginn ernster 
Dinge erst, als er um 10 Uhr vormittags bei der 22. Division 
eintraf. Glücklicherweise hatte der Kommandeur dieser Division, 
Generallieutenant v. Gersdorff, das Beziehen seiner Biwaks bereits 
unterbrochen, weil für ihn aus der Richtung von Wörth deutlich Geschütz— 
fseuer zu vernehmen und selbst Rauch zu bemerken war. Er hatte 
auch seine Truppen schon in Marsch gesetzt, als ihm von der 
21. Division die Mittheilung zuging, daß diese zur Unterstützung 
des V. Armeekorps auf Gunstett vorgehe. Er erbat und erhielt 
darauf die Genehmigung zum Vormarsch auch seiner Division um 
so mehr, als gleichzeitig — es war 101/2 Uhr vormittags — Mel— 
dung von der 21. Division kam, daß Gunstett von einer franzb— 
sischen Brigade angegriffen werde und die Division sich dagegen ent— 
wickele. General v. Bose befahl nur noch, die Korpsartillerie in 
ichnellster Gangart ebenfalls vorzuziehen, dann sprengte er voraus 
zur 21. Division. General v. Gersdorff aber sandte noch einen 
Offizier zu der württembergischen Division, um auch sie zum Heran— 
kommen aufzufordern. 
Es ist keine Frage, daß diese schnelle Initiative auf Seiten 
der höheren Führer bei diesem Kampfe von ganz besonderer Wichtig— 
keit sein mußte, denn die Schlacht bei Wörth war in jeder Hinsicht 
eine Zufallsschlacht. Am meisten gilt das von der Entschlußfähigkeit 
des Generals v. Gersdorff, der, wie er selbst mit Recht schreibt, 
„ungerufen, auf Kanonendonner“ heraneilte und nur infolge seines 
frühzeitigen Abmarsches eben noch zur rechten Stunde erschien, um 
die Krisis zu beschwören und dann zu dem entscheidenden Stoße 
gegen des Feindes rechte Flanke vorzugehen. 
Ungeachtet des hier zu Tage tretenden allgemeinen Strebens, 
heranzukommen, dauerte es freilich noch bis 11 Uhr vormittags, 
ehe General v. Bose bei Gunstett die Führung seines Korps über— 
nehmen konnte, und es wurde 1250 Uhr nachmittags, bis seine 
Korpsartillerie eingriff. Die 22. Division war jedoch noch immer 
früher als sie zur Stelle.
	        
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