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angegriffen, die nun bald fielen. General Lamboy mit der Kavallerie
sieß es auf einen Kampf nicht mehr ankommen. Er eilte nach der
Main-Brücke zurück und hatte noch das Glück, dieselbe hinter sich
abzubrechen. Freilich mußten viele Leute dabei im Main ertrinken
nder sich, weil sie nun abgeschnitten waren, ergeben.
Der Kinzigheimer Hof war um 7 Uhr vormittags erstürmt
worden, jetzt war es Mittag geworden. Landgraf Wilhelm verschob
den weiteren Angriff auf den nächsten Tag und vertheilte nur seine
Streitkräfte so, daß die noch im Besitz der Kaiserlichen befindlichen
Schanzen westlich der Festung von allen Seiten angegriffen werden
tonnten. Die stärkste Schanze war die an der heutigen Rosenau
gelegene. Ihre Besatzung bestand aus altgedienten Soldaten der
berühmten Regimenter Alt-Tilly, Lamboy und Bönninghausen. Sie
war stark verpallisadirt, mit Geschützen armirt und mit hohem Wall
und tiefem Graben versehen.
Am 14. Juni früh begann der Kampf von Neuem, es dauerte
edoch von 10 Uhr vormittags bis 2 Uhr nachmittags, ehe zum Sturm
selbst geschritten werden konnte. Die bis dahin versuchte Beschießung
der genannten Hauptschanze auch mit schwerem Geschütz hatte wenig
Erfolg, und als nun die drei hessischen Regimenter den Sturm be⸗
gannen, war der Widerstand so stark, daß nach dreimaligem ver—
geblichen Versuch noch einmal zur Beschießung geschritten werden
mußte. Da traf ein glücklicher Bombenwurf die Pulverkammer der
Schanze. Jetzt erst glückte der Sturm, die Besatzung streckte die
Waffen vor den erbitterten Hessen. Die übrigen Schanzen fielen
nun sehr bald auch.
Der Sturm hatte schwere Verluste gebracht. Oberstlieutenant
Motz, Hauptmann Wasserhuhn, v. Sallery, Berkeley und Pappen—
hausen waren vom weißen Regiment gefallen oder verwundet, vom
zrünen Regiment Kapitän Graf von Nassau⸗Siegen verwundet, im
Hanzen waren 30 Mann gefallen, 170 Mann verwundet.
So groß der militärische Erfolg dieses kühnen Entsatzversuches
bon Hanau war, so unheilvoll ward er sonst für den Landgrafen
Wilhelm V. selbst. Der bigotte Kaiser Ferdinand II. erklärte ihn
am 19. August 1636 in die Acht und vergab sein Land dem Hause
Hessen-Darmstadt, welches, obwohl Anhänger des neuen Glaubens,
doch der kaiserlichen Sache treu geblieben war. Nach 1567 waren
alle hessischen Lande unter einer Hand vereint gewesen; Landgraf
Philipp der Großmüthige hatte sie bei seinem Tode unter seine