Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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angegriffen, die nun bald fielen. General Lamboy mit der Kavallerie 
sieß es auf einen Kampf nicht mehr ankommen. Er eilte nach der 
Main-Brücke zurück und hatte noch das Glück, dieselbe hinter sich 
abzubrechen. Freilich mußten viele Leute dabei im Main ertrinken 
nder sich, weil sie nun abgeschnitten waren, ergeben. 
Der Kinzigheimer Hof war um 7 Uhr vormittags erstürmt 
worden, jetzt war es Mittag geworden. Landgraf Wilhelm verschob 
den weiteren Angriff auf den nächsten Tag und vertheilte nur seine 
Streitkräfte so, daß die noch im Besitz der Kaiserlichen befindlichen 
Schanzen westlich der Festung von allen Seiten angegriffen werden 
tonnten. Die stärkste Schanze war die an der heutigen Rosenau 
gelegene. Ihre Besatzung bestand aus altgedienten Soldaten der 
berühmten Regimenter Alt-Tilly, Lamboy und Bönninghausen. Sie 
war stark verpallisadirt, mit Geschützen armirt und mit hohem Wall 
und tiefem Graben versehen. 
Am 14. Juni früh begann der Kampf von Neuem, es dauerte 
edoch von 10 Uhr vormittags bis 2 Uhr nachmittags, ehe zum Sturm 
selbst geschritten werden konnte. Die bis dahin versuchte Beschießung 
der genannten Hauptschanze auch mit schwerem Geschütz hatte wenig 
Erfolg, und als nun die drei hessischen Regimenter den Sturm be⸗ 
gannen, war der Widerstand so stark, daß nach dreimaligem ver— 
geblichen Versuch noch einmal zur Beschießung geschritten werden 
mußte. Da traf ein glücklicher Bombenwurf die Pulverkammer der 
Schanze. Jetzt erst glückte der Sturm, die Besatzung streckte die 
Waffen vor den erbitterten Hessen. Die übrigen Schanzen fielen 
nun sehr bald auch. 
Der Sturm hatte schwere Verluste gebracht. Oberstlieutenant 
Motz, Hauptmann Wasserhuhn, v. Sallery, Berkeley und Pappen— 
hausen waren vom weißen Regiment gefallen oder verwundet, vom 
zrünen Regiment Kapitän Graf von Nassau⸗Siegen verwundet, im 
Hanzen waren 30 Mann gefallen, 170 Mann verwundet. 
So groß der militärische Erfolg dieses kühnen Entsatzversuches 
bon Hanau war, so unheilvoll ward er sonst für den Landgrafen 
Wilhelm V. selbst. Der bigotte Kaiser Ferdinand II. erklärte ihn 
am 19. August 1636 in die Acht und vergab sein Land dem Hause 
Hessen-Darmstadt, welches, obwohl Anhänger des neuen Glaubens, 
doch der kaiserlichen Sache treu geblieben war. Nach 1567 waren 
alle hessischen Lande unter einer Hand vereint gewesen; Landgraf 
Philipp der Großmüthige hatte sie bei seinem Tode unter seine
	        
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