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die einfachste Form des Flankenangriffs, das Natürlichste, im Süden
eine Umgehung, d. h. die gewagtere Form. Es galt daher für die
Franzosen, im Norden tüchtige Truppen und zu ihrer beliebigen
Unterstützung starke Reserven zu haben, deren gesicherte Bewahrung
bei dem hinter der Hauptstellung bald abfallenden Gelände auch
leicht war. Im Süden mußte es darauf ankommen, die feindliche
Umgehung zu vereiteln, und dazu verhalf das dort freiere Gelände
ebenfalls. Je mehr der Angreifer verleitet werden konnte, sich dort
vorzeitig mit bedeutenden Kräften zu engagiren, desto mehr verlor
er die Aussicht, rechtzeitig eine Umflügelung auszuführen. Die Aus—
dehnung der Vertheidigungsstellung mußte zwar bei dieser Art Taktik
am rechten Flügel groß werden, aber auch dafür war das Gelände
noch so günstig wie möglich. Schon die zum Theil eingeschnittene
oder dammartig sich erhebende, am Fuße der Höhenstellung entlang—
laufende Chaussee nach Hagenau gestattete für verhältnißmäßig ge—
ringe Truppenkörper einen nachhaltigen Widerstand, und die dahinter
ansteigenden Höhen zwischen Morsbronn und dem Albrechtshäuser
Hofe, endlich der Ostsaum des schluchten- und buschreichen Niederwaldes
noch viel mehr. Auch Kavallerie konnte zum Theil dort verwendetwerden.
Die Front vor der Linie Görsdorf—Spachbach — Gunstett war
ganz außerordentlich stark, die Sauer sehr angeschwollen und ihrer
Uebergänge beraubt. Nur bei Gunstett an der sog. Bruchmühle
war die Brücke erhalten geblieben. Der Angreifer mußte große
Schwierigkeiten haben, wenn er hier vordringen wollte. Auch der
ziemlich umfangreiche Ort Wörth, obwohl er zwischen beiden Thal—
rändern eine Art gedeckten Uebergang bildete, konnte für den An—
greifer keine Stützpunkte darbieten, weil die Höhen von Fröschweiler —
Elsaßhausen ihn so vollständig beherrschen, daß ein Heraustreten aus
ihm sehr schwer fallen mußte.
Der Haupttheil der französischen Vertheidigungsstellung lag
gerade vor Wörth, zwischen Elsaßhausen —Fröschweiler. Die Ent—
fernungen von diesen Höhen nach denjenigen zwischen Görsdorf—
Gunstett betragen etwa 2 bis 3 km; das vorliegende Thal selbst
ist etwa 1500 mebreit. Was also bei Bestreichung des Thales von
der Infanterie mit dem Chassepot nicht geleistet werden konnte,
mußte der Artillerie anheimfallen. Aber auch wenn diese vom An—
greifer niedergekämpft wurde, mußte die französische Infanterie doch
dem Vorschreiten desselben über das Thal hinüber unendliche
Schwierigkeiten bereiten können.