Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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die einfachste Form des Flankenangriffs, das Natürlichste, im Süden 
eine Umgehung, d. h. die gewagtere Form. Es galt daher für die 
Franzosen, im Norden tüchtige Truppen und zu ihrer beliebigen 
Unterstützung starke Reserven zu haben, deren gesicherte Bewahrung 
bei dem hinter der Hauptstellung bald abfallenden Gelände auch 
leicht war. Im Süden mußte es darauf ankommen, die feindliche 
Umgehung zu vereiteln, und dazu verhalf das dort freiere Gelände 
ebenfalls. Je mehr der Angreifer verleitet werden konnte, sich dort 
vorzeitig mit bedeutenden Kräften zu engagiren, desto mehr verlor 
er die Aussicht, rechtzeitig eine Umflügelung auszuführen. Die Aus— 
dehnung der Vertheidigungsstellung mußte zwar bei dieser Art Taktik 
am rechten Flügel groß werden, aber auch dafür war das Gelände 
noch so günstig wie möglich. Schon die zum Theil eingeschnittene 
oder dammartig sich erhebende, am Fuße der Höhenstellung entlang— 
laufende Chaussee nach Hagenau gestattete für verhältnißmäßig ge— 
ringe Truppenkörper einen nachhaltigen Widerstand, und die dahinter 
ansteigenden Höhen zwischen Morsbronn und dem Albrechtshäuser 
Hofe, endlich der Ostsaum des schluchten- und buschreichen Niederwaldes 
noch viel mehr. Auch Kavallerie konnte zum Theil dort verwendetwerden. 
Die Front vor der Linie Görsdorf—Spachbach — Gunstett war 
ganz außerordentlich stark, die Sauer sehr angeschwollen und ihrer 
Uebergänge beraubt. Nur bei Gunstett an der sog. Bruchmühle 
war die Brücke erhalten geblieben. Der Angreifer mußte große 
Schwierigkeiten haben, wenn er hier vordringen wollte. Auch der 
ziemlich umfangreiche Ort Wörth, obwohl er zwischen beiden Thal— 
rändern eine Art gedeckten Uebergang bildete, konnte für den An— 
greifer keine Stützpunkte darbieten, weil die Höhen von Fröschweiler — 
Elsaßhausen ihn so vollständig beherrschen, daß ein Heraustreten aus 
ihm sehr schwer fallen mußte. 
Der Haupttheil der französischen Vertheidigungsstellung lag 
gerade vor Wörth, zwischen Elsaßhausen —Fröschweiler. Die Ent— 
fernungen von diesen Höhen nach denjenigen zwischen Görsdorf— 
Gunstett betragen etwa 2 bis 3 km; das vorliegende Thal selbst 
ist etwa 1500 mebreit. Was also bei Bestreichung des Thales von 
der Infanterie mit dem Chassepot nicht geleistet werden konnte, 
mußte der Artillerie anheimfallen. Aber auch wenn diese vom An— 
greifer niedergekämpft wurde, mußte die französische Infanterie doch 
dem Vorschreiten desselben über das Thal hinüber unendliche 
Schwierigkeiten bereiten können.
	        
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