Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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In dieser Zeit hatte die Artillerie der Division eine Aufstellung 
auf der Höhe dicht nordwestlich von Gunstett genommen und ihr 
Feuer begonnen. Der Vormarsch der Brigade wurde deshalb auch 
sofort vom Feinde unter stärkeres Feuer genommen, nachdem schon 
vereinzelte Granaten ihren Aufmarsch belästigt hatten. Als 
das Gelände gegen die Sauer abzufallen begann, häuften sich die 
einschlagenden Granaten sehr. Leider traf das Regiment hier schon 
ein harter Verlust. Oberst v. Colomb war mit dem Regiments— 
adjutanten, Premierlieutenant Henke, etwa 200 m vorausgeritten und 
hielt mit dem Rücken gegen den Feind, um die Truppe zu erwarten, 
als er durch ein Geschoß eines explodirenden Schrapnels im Unter— 
schenkel schwer verwundet wurde. Die herankommenden Bataillone 
fanden ihn unter der Obhut eines Lazarethgehülfen und Train— 
soldaten auf einem Feldstein sitzend, Oberst v. Colomb aber begrüßte 
sie mit den Worten: „Haltet Euch brav! Leute, heute gilt's. Rächt 
mich an den Hallunken!“ Wahrlich! das war ein schwerer Anfang 
ür das Regiment in dieser ersten großen Schlacht. 
Oberstlieutenant v. Oetinger übernahm die Führung des Regi— 
ments, Hauptmann v. Strantz für ihn die Führung des J. Bataillons. 
Leider sollten die nächsten Stunden dem Regiment noch so viele 
Offiziere rauben, daß man die Kompagnien zählen konnte, welche 
überhaupt noch Offiziere behielten. Und wie klein wurde manche 
Kompagnije! 
Marschall Mac Mahon hatte mit großem Scharfblick die 
Stellung ausgesucht, in der er die anrückenden Deutschen erwarten 
wollte, und selbst mit den Schwächen derselben — wo gäbe es deren 
nicht? — sich mit großem Verständniß der modernen Kampfweise 
abgefunden. Er wollte sich vertheidigungsweise schlagen, rechnete aber 
sehr richtig mit der großen Tragweite der französischen Waffen und 
nahm an, daß der Feind dennoch, auch unter sehr ungünstigen Ver— 
hältnissen, so fest als möglich anfassen werde. Er wollte ihn dazu 
durch Vorstöße noch mehr reizen und seine Reserven erst einsetzen, 
wenn der Angriff in der Front matt geworden wäre. 
Wenn man von den Höhen zwischen Görsdorf —Spachbach — 
Gunstett die französische Stellung jenseits der Sauer ansieht, so er— 
kennt man auf den ersten Blick, daß eine einigermaßen gesicherte 
Annäherung an dieselbe nur entweder da möglich ist, wo das Sauer— 
Thal im Norden aufhört, oder aber weit südlich über Dürrenbach — 
Morsbronn — Forstheim — Eberbach. Im Norden ist eine Umfassung,
	        
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