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worden. Früh morgens um 7 Uhr rückte das Regiment Nr. 80
am nächsten Tage an der Queue der Avantgarde des Armeekorps
vom Gaisberge ab, um auf der Chaussee Hagenau—Straßburg über
Riedselz —Schönenburg bis Sulz vorzumarschiren. Hier wurde
zwischen Chaussee und Eisenbahn ein Biwak bezogen. Es ward
spät damit, denn die Vorhut war fortwährend auf Widerstand ge—
stoßen, der sich in der Folgezeit immer mehr zu einem sehr thörichten
Parteigängerthum der Bevölkerung herausbildete. Haus für Haus
mußte untersucht werden, weil auf die Truppen oder wenigstens auf
Patrouillen Schüsse gefallen waren, und schon sah man manchen von
den auf der That betroffenen Unseligen erschossen im Graben, wenn
die Truppen weiter vorrückten.
Der Marsch selbst war nur 12 Kmweit gewesen, hatte jedoch
mehr als fünf Stunden in Anspruch genommen. Das mitgeführte
Schlachtvieh langte sogar erst um 4 Uhr nachmittags im Biwak an.
Besser war es, daß nach ihm, wenn auch erst um 6 Uhr nachmittags,
einige Vorräthe, die auf dem Rückzuge des Feindes herrenlos liegen
geblieben und unter Bewachung nachgeführt waren, ebenfalls noch
eintrafen. Die Truppen konnten nun wenigstens bald essen und
ausruhen. Auch war französischer Rothwein requirirt worden und
wurde zum ersten Male als gute Beute probirt. Leider wurde die
Erholung bald dadurch sehr beeinträchtigt, daß am Abend wieder
infolge eines starken Regengusses die Scenen von Rohrbach
wieder auflebten und alle Mittel hervorgesucht werden mußten, um
von den Strapazen auf einem einigermaßen trockenen Plätzchen aus—
zuruhen. Endlich gab es noch am Abend einen allerdings blinden
Alarm. Glücklicherweise schütteten die Leute ihr Essen nicht weg,
sondern machten sich mit gefülltem Kochgeschirr in der Hand alarm—
bereit, ein Vorgang, der den Regimentskommandeur zu einer sehr
beifälligen Aeußerung über die Felddiensttüchtigkeit derselben ver—
anlaßte.
Im Laufe des Nachmittags besuchte Seine Königliche Hoheit der
Kronprinz das Biwak und erkundigte sich des Näheren über den
Antheil der einzelnen Theile des Regiments an dem Kampfe um
den Gaisberg.
Es ist schon erwähnt, daß das V. Armeekorps sich jetzt un—
mittelbar am Feinde befand. Das XI. Korps hatte zwar bei Sulz
und an der Selzbach-Linie noch den meilenweiten Hagenauer Forst
zwischen sich und dem Feinde, den man, als von Straßburg kommend—