Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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worden. Früh morgens um 7 Uhr rückte das Regiment Nr. 80 
am nächsten Tage an der Queue der Avantgarde des Armeekorps 
vom Gaisberge ab, um auf der Chaussee Hagenau—Straßburg über 
Riedselz —Schönenburg bis Sulz vorzumarschiren. Hier wurde 
zwischen Chaussee und Eisenbahn ein Biwak bezogen. Es ward 
spät damit, denn die Vorhut war fortwährend auf Widerstand ge— 
stoßen, der sich in der Folgezeit immer mehr zu einem sehr thörichten 
Parteigängerthum der Bevölkerung herausbildete. Haus für Haus 
mußte untersucht werden, weil auf die Truppen oder wenigstens auf 
Patrouillen Schüsse gefallen waren, und schon sah man manchen von 
den auf der That betroffenen Unseligen erschossen im Graben, wenn 
die Truppen weiter vorrückten. 
Der Marsch selbst war nur 12 Kmweit gewesen, hatte jedoch 
mehr als fünf Stunden in Anspruch genommen. Das mitgeführte 
Schlachtvieh langte sogar erst um 4 Uhr nachmittags im Biwak an. 
Besser war es, daß nach ihm, wenn auch erst um 6 Uhr nachmittags, 
einige Vorräthe, die auf dem Rückzuge des Feindes herrenlos liegen 
geblieben und unter Bewachung nachgeführt waren, ebenfalls noch 
eintrafen. Die Truppen konnten nun wenigstens bald essen und 
ausruhen. Auch war französischer Rothwein requirirt worden und 
wurde zum ersten Male als gute Beute probirt. Leider wurde die 
Erholung bald dadurch sehr beeinträchtigt, daß am Abend wieder 
infolge eines starken Regengusses die Scenen von Rohrbach 
wieder auflebten und alle Mittel hervorgesucht werden mußten, um 
von den Strapazen auf einem einigermaßen trockenen Plätzchen aus— 
zuruhen. Endlich gab es noch am Abend einen allerdings blinden 
Alarm. Glücklicherweise schütteten die Leute ihr Essen nicht weg, 
sondern machten sich mit gefülltem Kochgeschirr in der Hand alarm— 
bereit, ein Vorgang, der den Regimentskommandeur zu einer sehr 
beifälligen Aeußerung über die Felddiensttüchtigkeit derselben ver— 
anlaßte. 
Im Laufe des Nachmittags besuchte Seine Königliche Hoheit der 
Kronprinz das Biwak und erkundigte sich des Näheren über den 
Antheil der einzelnen Theile des Regiments an dem Kampfe um 
den Gaisberg. 
Es ist schon erwähnt, daß das V. Armeekorps sich jetzt un— 
mittelbar am Feinde befand. Das XI. Korps hatte zwar bei Sulz 
und an der Selzbach-Linie noch den meilenweiten Hagenauer Forst 
zwischen sich und dem Feinde, den man, als von Straßburg kommend—
	        
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