Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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Landgrafen und der Schweden nicht früh oder wenigstens nicht genau 
genug erfuhr. 
Am 13. Juni frühesten Tages rückte der Landgraf in drei 
Kolonnen gegen die Einschließungslinie der Kaiserlichen vor. Die 
Hauptkolonne ging östlich der Hauptstraße durch den Köbler Wald 
und über den Fallbach in der Richtung auf den heutigen Exerzirplatz 
bezw. die dortige Schanzenreihe, fünf Schanzen und zwei Batterien, 
zum Theil mit Laufgräben untereinander verbunden, vor. Nach ihrer 
Fortnahme sollte sie sich der Brücke über die Kinzig versichern, die 
Lamboy geschlagen und durch einen Brückenkopf, „das Storchnest“, 
gedeckt hatte (die heutige Lamboy-Brücke). Eine linke Seitenkolonne 
wandte sich noch mehr östlich und rückte durch das Puppenwäldchen 
und später durch den jetzigen Lamboy-Wald in der Richtung auf die 
Bulau vor, die sie mit Hülfe von ortskundigen Führern durch Ueber— 
schreitung einer Kinzig-Furt, ohne gesehen zu werden, erreichte. Eine 
rechte Seitenkolonne, zugleich als Reserve zurückgehalten, ging auf 
der Hauptstraße vor, wo sie, mit Ausnahme der Zurückdrängung der 
am Kinzigheimer Hof vorgeschobenen kaiserlichen Vorpostenabtheilung 
(500 Mann), ihrer Bestimmung gemäß ziemlich unthätig blieb. 
Landgraf Wilhelm V. wollte alle Kräfte dazu verwenden, die Kinzig 
zu überschreiten, um dann gegen den Lehrhof und die von Lamboy 
bei Großsteinheim geschlagene Main-Brücke vorzugehen. Gelang dies, 
so war alles Uebrige nur eine Frage der Zeit. 
Der Erfolg sollte ihm Recht geben. General Lamboy hatte 
seine Infanterie und Artillerie völlig bei der Besetzung aller seiner 
Schanzen zersplittert und nur seine Kavallerie, 1500 Pferde, am 
Lehrhof, wo zwei starke Schanzen lagen, vereinigt. 
Die Hauptkolonne des Angreifers, in zwei Treffen formirt, er— 
stürmte die Schanzen nördlich der Kinzig am heutigen Exerzirplatz 
nach kurzer Beschießung auf den ersten Stoß und trieb ihre Besatzung 
in eiligster Flucht vor sich her. Sie erreichte den Brückenkopf an 
der Lamboy-Brücke zu derselben Zeit, als die linke Seitenkolonne 
zum Angriff gegen diese von der Bulau aus vorging. Von beiden 
Seiten angegriffen, fiel auch dieses Werk in kurzer Zeit; selbst die 
Brücke blieb erhalten. Nun zog der Landgraf seine gesammte, bisher 
zurückgehaltene Kavallerie vor, und diese, gefolgt von der gesammten 
Infanterie, jagte gegen den Lehrhof vor. Zu derselben Zeit war 
General Ramsay mit den verfügbaren Truppen von dem Nürnberger 
Thore aus ausgefallen und hatte die beiden Schanzen am Lehrhof
	        
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