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die vorderste Reihe der Kämpfer, außer etwa in dem großen Eisen—
bahneinschnitt. Dennoch fand sich die Truppe mit ihrer wenig
behaglichen Lage gut ab. Einer der Offiziere des Regiments,
Lieutenant v. Trapp (1. Kompagnie), noch jung an Jahren, aber
ebenso geweckt wie muthig, rief, als das feindliche Feuer immer
heftiger wurde, den Leuten zu: „Ich glaube wirklich, die Kerls
schießen scharf, und es steht doch nicht einmal eine Warnungstafel
da!“, ein glücklicher Einfall, der dem Sprecher sofort den Beifall
seiner mit ihm zum ersten Male in wirklichem Gefechtsschießen be—
findlichen Leute eintrug. Der Führer der 2. Kompagnie, Premier—
lieutenant v. Müller, der erste Regimentsadjutant,“) hatte sofort
seine Leute sich hinlegen lassen und beobachtete nun allein auf dem
Eisenbahndamme den Fortgang des Gefechtes am Gutleithof. Einer
seiner Offiziere, Premierlieutenant v. Poseck, ihm eng befreundet,
wollte sich zu seiner eigenen Orientirung zu ihm begeben. Kaum
bemerkte dies Premierlieutenant v. Müller, als er ihm zurief: „Halt!
gehe in die Deckung zurück, es ist hier oben sehr zugig!“ und als
der Offizier nicht gleich der Warnung folgte, rief er: „Ich bitte
die Herren Offiziere, sich zu decken, Lieutenant v. Poseck, ich bitte
rasch meine Befehle zu befolgen!“ So blieb dem Offizier nichts
übrig, als zu seinem Zuge zurückzukehren, während Premierlieutenant
v. Müller weiter in dem lebhaftesten Feuer ungedeckt auf seinem ge—
fährlichen Posten blieb. Auch die Mannschaft selbst ließ sich, trotzdem seit
dem Beginne des beiderseitigen Artilleriekampfes Granate auf Granate
von beiden Parteien über die Bataillone hinwegsauste und bald da,
bald dort einschlug, nicht sonderlich stören. Gar mancher trockene
Witz fiel, ja einzelne Leute fingen an die Wirkung der diesseitigen
Granaten in der feindlichen Stellung zu berechnen, die Entfernung
abzuschätzen u. dergl. m.
Nun ging es aber weiter vor. Zuerst entwickelte das J. Ba—
taillon 2 Züge als Schützen, den 2. (Lieutenant v. Uslar) und
4. Zug (Premierlieutenant v. Poseck), denen der Rest der 1. und
2. Kompagnie gegen den Gutleithof folgte. Die 3. und 4. Kom—
pagnie überschritten, als Halbbataillon formirt, den Bahndamm
mehr links von jenen. Am Gutleithof angekommen, wurden die 1. und
2. Kompagnie von Oberst v. Colomb angehalten, mit dem Befehl,
x*) Vergl. 9. Kap., S. 350. Premierlieutenant v. Müller war Regiments-—
adjutant bis zum 1. Oktober 1869.