Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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die vorderste Reihe der Kämpfer, außer etwa in dem großen Eisen— 
bahneinschnitt. Dennoch fand sich die Truppe mit ihrer wenig 
behaglichen Lage gut ab. Einer der Offiziere des Regiments, 
Lieutenant v. Trapp (1. Kompagnie), noch jung an Jahren, aber 
ebenso geweckt wie muthig, rief, als das feindliche Feuer immer 
heftiger wurde, den Leuten zu: „Ich glaube wirklich, die Kerls 
schießen scharf, und es steht doch nicht einmal eine Warnungstafel 
da!“, ein glücklicher Einfall, der dem Sprecher sofort den Beifall 
seiner mit ihm zum ersten Male in wirklichem Gefechtsschießen be— 
findlichen Leute eintrug. Der Führer der 2. Kompagnie, Premier— 
lieutenant v. Müller, der erste Regimentsadjutant,“) hatte sofort 
seine Leute sich hinlegen lassen und beobachtete nun allein auf dem 
Eisenbahndamme den Fortgang des Gefechtes am Gutleithof. Einer 
seiner Offiziere, Premierlieutenant v. Poseck, ihm eng befreundet, 
wollte sich zu seiner eigenen Orientirung zu ihm begeben. Kaum 
bemerkte dies Premierlieutenant v. Müller, als er ihm zurief: „Halt! 
gehe in die Deckung zurück, es ist hier oben sehr zugig!“ und als 
der Offizier nicht gleich der Warnung folgte, rief er: „Ich bitte 
die Herren Offiziere, sich zu decken, Lieutenant v. Poseck, ich bitte 
rasch meine Befehle zu befolgen!“ So blieb dem Offizier nichts 
übrig, als zu seinem Zuge zurückzukehren, während Premierlieutenant 
v. Müller weiter in dem lebhaftesten Feuer ungedeckt auf seinem ge— 
fährlichen Posten blieb. Auch die Mannschaft selbst ließ sich, trotzdem seit 
dem Beginne des beiderseitigen Artilleriekampfes Granate auf Granate 
von beiden Parteien über die Bataillone hinwegsauste und bald da, 
bald dort einschlug, nicht sonderlich stören. Gar mancher trockene 
Witz fiel, ja einzelne Leute fingen an die Wirkung der diesseitigen 
Granaten in der feindlichen Stellung zu berechnen, die Entfernung 
abzuschätzen u. dergl. m. 
Nun ging es aber weiter vor. Zuerst entwickelte das J. Ba— 
taillon 2 Züge als Schützen, den 2. (Lieutenant v. Uslar) und 
4. Zug (Premierlieutenant v. Poseck), denen der Rest der 1. und 
2. Kompagnie gegen den Gutleithof folgte. Die 3. und 4. Kom— 
pagnie überschritten, als Halbbataillon formirt, den Bahndamm 
mehr links von jenen. Am Gutleithof angekommen, wurden die 1. und 
2. Kompagnie von Oberst v. Colomb angehalten, mit dem Befehl, 
x*) Vergl. 9. Kap., S. 350. Premierlieutenant v. Müller war Regiments-— 
adjutant bis zum 1. Oktober 1869.
	        
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