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nächsten tiefen, an der Straße nach Fort Louis gelegenen Eisenbahn—
einschnitt angesetzt werden konnte. Das J./87 und III./80 wurden
vor der Hand im Walde zurückgehalten.
Schon längst hatte sich der Gefechtslärm bei Weißenburg immer
heftiger und lauter vernehmen lassen. Man unterschied deutlich das
noch unbekannte klappernde Geräusch der französischen Mitrailleusen.
Jetzt erkannte man nördlich vom Schloß Gaisberg eine feindliche
Batterie in Stellung, während starke Schützenlinien die Hopfen—
anlagen vorwärts des Schlosses besetzt hielten. Bei Weißenburg
mußte der Kampf schon sehr heftig sein, zu sehen war aber nichts.
Schon gelangten einige Granaten in die aufmarschirende Brigade,
deren der Feind gewahr geworden sein mußte, und Infanteriefeuer,
vermischt mit Mitrailleusenfeuer, folgte vom Gutleithof. Die Ge—
schosse gingen allerdings alle noch sehr hoch und richteten daher
wenig Schaden an, es lag jedoch bis an den Fuß des zu erobernden
Berges eine so breite Fläche vor, daß die Verluste sich in nächster
Zeit bedeutend steigern mußten. Glücklicherweise begannen schon
mehrere Batterien des XI. und V. Korps vom alten Exerzirplatz
und vorwärts Altenstadt ihr Feuer und zwangen die feindliche
Artillerie, sich mit ihnen anstatt mit der Infanterie zu beschäftigen.
Als Oberst v. Colomb die in Angriffskolonnen formirten
Bataillone hatte die Fahnen entrollen lassen, rief er, mit dem Säbel
auf den Feind zeigend, den Leuten zu: „Da sind die Franzosen!
Nun zeigt, daß Ihr hessische Füsiliere seid!“, und vorwärts ging
es, die Bataillone in Halbbataillone auseinandergezogen, im Lauf—
schritt über die freie Fläche bis an die Bahn. Jetzt stürzte bald
der Eine, bald der Andere, doch fest geschlossen blieb der Zug, blieb
die Kompagnie. Ohne einen Schuß zu thun, erreichten die Truppen
den mit dichten Hecken besäumten Eisenbahndamm, die linke Kolonne
den tiefen Eisenbahneinschnitt.. Es war 11 Uhr vormittags ge—
worden.
Am Eisenbahndamme und Einschnitt längerer Halt, langsames
Feuer von den Hecken aus. Die Franzosen räumten vor ihm sehr
bald den vorliegenden Gutleithof und dann auch die vorderen Hänge
des Gaisberges. Die Mitrailleusen-Batterie ging nach dem Schaf—
busch-Hofe zurück. Dennoch blieb die augenblickliche Lage der hier
kämpfenden Bataillone der 41. Brigade recht wenig erfreulich, denn
nun begann das Massenfeuer des Feindes von der eigentlichen Höhe
des Berges, und nur wenig Deckung gab es dagegen selbst für