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Wir müssen hier einige nähere Angaben über den Stand der
Dinge bei Weißenburg einschalten.
Die 4. bayerische Division hatte Schweigen erreicht, ohne auf
größere feindliche Abtheilungen zu stoßen, ja ihr Auftreten daselbst
hatte den Feind überrascht, da er zwar am frühen Morgen ein
Detachement zur Erkundung vorgeschickt, nach dessen ergebnißloser
Rückkehr jedoch nichts Weiteres gethan hatte. Um 8*0 Uhr vormittags
hatte die erste bayerische Batterie das Feuer auf die Stadt eröffnet,
deren Besatzung, das II./74, sich alsbald auf den Wällen und an
den Thoren zum Gefecht entwickelte. Erst infolge dieses Gefechts—
lärmes war jedoch französischerseits die Besetzung des Geländes an
den Abhängen des Gaisberges bei der Stadt und an den nach
Altenstadt zu liegenden Gehöften und Gärten, insbesondere am
Bahnhofe angeordnet worden. Die Vertheidigung dieser Stellung
hatte das Turko-Regiment der Division erhalten. Am Bitscher Thor
stand sein IV. Bataillon, am Bahnhof das III., in dem Gelände
südöstlich desselben das II. Bataillon. Die dem Regiment zugetheilte
Batterie (9./9) mußte sehr bald die Stellung wechseln, weil sie zu
weit vorgeschoben war. Wenn Jemand zu der Vertheidigung dieser
Oertlichkeiten, dieser Höfe, Gärten, Hecken, Büsche, Hopfenstände
und Weinbergterrassen geeignet sein konnte, so waren es diese halb—
wilden, geschmeidigen Gestalten aus Afrika, diese Neger mit dem
blutgierigen Auge und Zahn, mit dem starken Nacken und muskulösen
Leibe, diese Menschen, die Erbarmen nicht kannten und nicht haben
wollten, die sich vertheidigten, bis man sie todtschlug, und die noch
im Fallen ihr Messer in die Brust des nächsten Feindes zu stoßen
suchten.
Der Gaisberg wurde besetzt durch die Brigade Montmarie, und
zwar stand das J./50 vorgeschoben an der Höhe 612, das III./50
und J./70 am Schlosse Gaisberg, das III./74 an den drei Pappeln
westlich des Schlosses. Der Gutleithof war schwach besetzt, dahinter
auf der Anhöhe stand die Mitrailleusen-Batterie der Division (10./9.).
Endlich war die Höhe 706 an der Straße nach Straßburg mit
einer Batterie (12./9.) gekrönt und zu ihrem Schutz die Kavallerie
500 möstlich davon aufgestellt.
Die 4. bayerische Division hatte nach dem angrenzenden Ge—
birgsgelände viel detachirt und war nun zuerst selbst nicht mehr in
der Lage, die günstigen Umstände sofort auszunutzen, unter denen
das Gefecht begonnen hatte. Zwar war eines ihrer Detachements