15
nißmäßig schwache Besatzung schlecht unterrichtet war, sondern um
nicht den Erfolg des ersten Waffenganges aufs Spiel zu setzen.
Nur die unter General v. Werder stehende badische und württem—
bergische Division waren abgezweigt, um gegen Lauterburg vor—
zugehen. Alle übrigen Theile waren auf Weißenburg angesetzt, das
J. bayerische Korps in zweiter Linie. Das II. bayerische Korps, die
4. Division voraus, nahm die Straße von Bergzabern —Schweigen,
das V. Korps diejenige von Langenkandel —Schweighofen, das
XI. Korps ging von Rohrbach über die Bienwaldshütte und wandte
sich dann auf Schleithal.
Der unangenehme Aufenthalt in dem regnerischen Biwak bei
Rohrbach wurde den Truppen des XI. Armeekorps zu ihrer Freude
dadurch verkürzt, daß bereits gegen 3 Uhr morgens alarmirt und
um 4 Uhr morgens der weitere Vormarsch begonnen wurde. Erst
ging der Weg durchs Feld, dann etwas glatter auf den allerdings
ähnlich grundlosen Wegen. Die Zeit zum Bereiten des Morgen—
kaffees hatte gemangelt, die Leute waren jedoch trotzdem in sehr
gehobener Stimmung und jubelten laut, als um etwa 9 Uhr vor—
mittags die französische Grenze bei Bienwaldshütte überschritten
wurde. Dazu hörte man schon seit einer Stunde deutlich und immer
deutlicher Geschützfeuer von rechts her, und Jedermann that sein
Möglichstes, um den Schritt zu beschleunigen. Immer eiliger wurde
der Marsch, und wenn auch Einer oder der Andere bei dem unge—
wohnten Eilschritte zurückblieb, überall hieß es doch: „Weiter! weiter!
Das V. Armeekorps ist im Gefecht, dem müssen wir helfen, koste,
was es wolle.“
Der Regen hatte aufgehört, der Himmel wurde wieder klar,
immer jedoch wollte der Wald, welchen die Kolonnen nun betreten hatten,
nicht enden. Die allgemeine Erregung wuchs, als mehrere Batterien
im Galopp vorgezogen wurden und auch die Wagen des Sanitäts
detachements ihnen folgten.
Endlich traf man die Landstraße, welche durch den Wald führt.
Nun erfolgten die Befehle zum Laden und Lockermachen der Patronen.
Die Marschrichtung änderte sich jetzt, man rückte auf der Straße
Lauterburg — Weißenburg gegen den Westausgang des Waldes vor.
An die Spitze kam nunmehr die 41. Infanterie-Brigade, das Jäger—
Bataillon Nr. 11, Regiment Nr. 87 und 80. Die bisherige Avantgarde
des Armeekorps hatte Schleithal erreicht, aber keinen Feind gefunden
und war dort vorläufig belassen worden. —