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Das Hauptquartier der Dritten deutschen Armee war an diesem
Tage (3. August) von Speier nach Landau verlegt worden, und der
Kronprinz hatte noch die Truppen in ihren Biwaks aufgesucht. Die
zum Vorposten gegen die Lauter erforderliche Versammlung hatte
das V. Korps in ein großes Biwak bei Billigheim, das XI. Korps
bei Rohrbach geführt. An der Landau—Weißenburger Straße vor—
geschoben stand die 4. bayerische Division, während der übrige Theil
des II. bayerischen Korps bei Walsheim, nördlich Landau, das
J. bayerische Korps bei Germersheim biwakirte. Die 4. Kavallerie—
Division war (seit dem 1. August) bei Offenbach, östlich Landau,
versammelt, die badische Division nach dem linken Rhein-Ufer her—
über und bis Hagenbach —Pfortz vorgezogen worden. Die mit ihr
unter dem Befehl des Generals v. Werder vereinigte württembergische
Division stand bei Knielingen, bereit, ebenfalls auf das linke Rhein—
Ufer zu folgen.
Am Spätnachmittag des 2. August*) waren die Truppen des
XI. Armeekorps alarmirt worden, nachdem u. A. noch bei unserem
J. und II. Bataillone Feldgottesdienst und Austheilung des heiligen
Abendmahles gefeiert worden war. Noch lange begleitet von den
freundlichen Wirthen aus Knittelsheim, war das Regiment etwa um
J Uhr abends abmarschirt und nach recht anstrengendem, heißem
Marsche in obiges Biwak bei Rohrbach eingerückt. Das Erscheinen
der hohen Führer der Armee und die Vereinigung so vieler Truppen
auf engem Raume ließ den Aufenthalt in diesem Biwak, der noch
am 3. August fortdauerte, verhältnißmäßig schnell vorübergehen.
Schlimmer wurde es freilich in der Nacht zum 4. August, als etwa
aum 1 Uhr morgens ein sich immer mehr verstärkender Landregen
niederging. Da kam der Befehl, daß die gesammte Dritte Armee am
kommenden Morgen die französische Grenze überschreiten und sich
in Besitz der Lauter-Linie setzen werde. Wie auf ein Signal bildeten
sich jetzt überall im Lager Gruppen, die im Regen und Sturm von
der Heimath erzählten und vaterländische Lieder sangen. Ein Ge—
denken an die Lieben in der Heimath „ein Hurrah! und der alte
Refrain: „Heute roth, morgen todt!“ das waren die Abschiedsgrüße
oom letzten Tage auf deutschem Boden. Jetzt konnte es vorwärts
gehen!
5) Die Befehle zu diesen Versammlungen datirten vom Vormittage des
2. Auqgust.