Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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Um bei der Unsicherheit der Nachrichten allen Wechselfällen 
gerecht zu bleiben, ordnete der Kronprinz wenigstens die Versamm— 
lung aller disponiblen Truppen auf dem linken Rhein⸗Ufer zwischen 
Landau und dem Flusse an, so zwar, daß die Armee voraussichtlich 
am 4. August ihren Vormarsch beginnen konnte. Es sollte zunächst 
die Lauter erreicht und dort ein weiterer Entschluß gefaßt werden. 
Am 24. Juli abends hatte das Regiment Nr. 80 die Beendigung 
seiner Mobilmachung melden können. Es befand sich bereits im 
Besitz des Marschbefehls für den nächsten Tag, des Marsch- und 
Fahrtableaus in das Aufmarschgebiet und der Ordre de Bataille 
der Dritten Armee (vom 1. August). Das Regiment gehörte mit dem 
Regiment Nr. 87 fortan zur 41. Brigade und bildete mit der 42. Brigade 
Regiment Nr. 82 und 87) die 21. Division (General v. Schacht⸗ 
meyer). Die Kriegsrangliste des Regiments vergl. Anlage 3. 
Am 25. Juli, 5 Uhr morgens, marschirte das J. Bataillon von 
Wiesbaden ab, während die beiden anderen Bataillone von Diez 
und Weilburg her mit der Bahn befördert wurden. Es ging in 
vier Märschen durch die bayerische Pfalz über Mainz — Mommenheim 
Gundheim — Wachenheim nach Knittelsheim zwischen Landau uund 
Germersheim. Das 1I. und III. Bataillon kamen nach Ottersheim. 
Diese Märsche bis zu dem Vorrücken an die Lauter waren eine 
ununterbrochene Reihe von freudigen, glückverheißenden Tagen. Die 
Bevölkerung auch des kleinsten Ortes, namentlich in der Pfalz selbst, 
bereitete den Truppen einen Empfang, wie er herzgewinnender, ja 
rührender nicht gedacht werden konnte. Ob reich oder arm, ein 
Jeder steuerte zum Empfang und zur Bewirthung der durchmar— 
schirenden oder einzuquartierenden Truppen bei, was er konnte. Und 
die hessische wie bayerische Pfalz ist nur ein großes Weinfeld. Da 
stand denn vor fast jedem Hause, vor jeder Hütte selbst die schöne 
Gottesgabe in Kübeln oder Eimern, und der Bürger oder Bauer 
ruhte nicht eher, als bis sie von den Durchziehenden bis auf die 
Nagelprobe versucht und erprobt war. Und im Quartier selbst war 
Alles in Hülle und Fülle, als ob ein großes Fest abgehalten würde, 
das beste Zimmer, weicheste Lager war bereit, um den ermüdeten 
Krieger aufzunehmen. Beim Abmarsch endlich begleitete die halbe 
Bevölkerung die für sie ins Feld Ziehenden so, wie sie von ihren 
Lieben daheim beim Abschiede begleitet worden waren. 
Freilich waren es auch recht schwere Tage für viele der so Em— 
pfangenen. Die Hitze dieser Julitage war eine ganz außergewöhnliche,
	        
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