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Um bei der Unsicherheit der Nachrichten allen Wechselfällen
gerecht zu bleiben, ordnete der Kronprinz wenigstens die Versamm—
lung aller disponiblen Truppen auf dem linken Rhein⸗Ufer zwischen
Landau und dem Flusse an, so zwar, daß die Armee voraussichtlich
am 4. August ihren Vormarsch beginnen konnte. Es sollte zunächst
die Lauter erreicht und dort ein weiterer Entschluß gefaßt werden.
Am 24. Juli abends hatte das Regiment Nr. 80 die Beendigung
seiner Mobilmachung melden können. Es befand sich bereits im
Besitz des Marschbefehls für den nächsten Tag, des Marsch- und
Fahrtableaus in das Aufmarschgebiet und der Ordre de Bataille
der Dritten Armee (vom 1. August). Das Regiment gehörte mit dem
Regiment Nr. 87 fortan zur 41. Brigade und bildete mit der 42. Brigade
Regiment Nr. 82 und 87) die 21. Division (General v. Schacht⸗
meyer). Die Kriegsrangliste des Regiments vergl. Anlage 3.
Am 25. Juli, 5 Uhr morgens, marschirte das J. Bataillon von
Wiesbaden ab, während die beiden anderen Bataillone von Diez
und Weilburg her mit der Bahn befördert wurden. Es ging in
vier Märschen durch die bayerische Pfalz über Mainz — Mommenheim
Gundheim — Wachenheim nach Knittelsheim zwischen Landau uund
Germersheim. Das 1I. und III. Bataillon kamen nach Ottersheim.
Diese Märsche bis zu dem Vorrücken an die Lauter waren eine
ununterbrochene Reihe von freudigen, glückverheißenden Tagen. Die
Bevölkerung auch des kleinsten Ortes, namentlich in der Pfalz selbst,
bereitete den Truppen einen Empfang, wie er herzgewinnender, ja
rührender nicht gedacht werden konnte. Ob reich oder arm, ein
Jeder steuerte zum Empfang und zur Bewirthung der durchmar—
schirenden oder einzuquartierenden Truppen bei, was er konnte. Und
die hessische wie bayerische Pfalz ist nur ein großes Weinfeld. Da
stand denn vor fast jedem Hause, vor jeder Hütte selbst die schöne
Gottesgabe in Kübeln oder Eimern, und der Bürger oder Bauer
ruhte nicht eher, als bis sie von den Durchziehenden bis auf die
Nagelprobe versucht und erprobt war. Und im Quartier selbst war
Alles in Hülle und Fülle, als ob ein großes Fest abgehalten würde,
das beste Zimmer, weicheste Lager war bereit, um den ermüdeten
Krieger aufzunehmen. Beim Abmarsch endlich begleitete die halbe
Bevölkerung die für sie ins Feld Ziehenden so, wie sie von ihren
Lieben daheim beim Abschiede begleitet worden waren.
Freilich waren es auch recht schwere Tage für viele der so Em—
pfangenen. Die Hitze dieser Julitage war eine ganz außergewöhnliche,