Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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Ems für den Krieg. Die Mobilmachung der gesammten Armee 
wurde befohlen und an die deutschen Verbündeten erging die Auf— 
forderung, sich Preußen anzuschließen. 
Kronprinz Friedrich Wilhelm erhielt den Oberbefehl über die 
Dritte Armee, deren Bestandtheile mit Ausnahme von zwei, später 
drei preußischen Armeekorps alles süddeutsche Truppen sein sollten. 
Der Kronprinz, bekannt wegen seiner Ueberzeugung, daß der Krieg 
nur das allerletzte Mittel sein dürfe, war in dem vorliegenden 
Falle, der so unerhört mit der Würde und dem Stolz, dem Glück 
und Wehe der Nationen um eitler Machtgelüste willen spielte, eben⸗ 
falls ganz für die Waffenentscheidung und überzeugt von dem glück⸗ 
lichen Ausgang derselben. Namentlich war er erfreut über die ihm 
gewordene Aufgabe, die süddeutschen Truppen zu führen, und all 
sein Sinnen galt fortan den Maßregeln, welche zur vollständigen 
Entwickelung auch dieser Streitkräfte dienen konnten. Nachdem da⸗ 
her die Formirung seines Stabes geschehen war, trat er mit einem 
Theile desselben eine Reise an die süddeutschen Höfe an, um sich 
dann in das Aufmarschgebiet seiner Armee am Oberrhein zu be— 
geben. Der Enthusiasmus, mit dem er auf dieser Reise überall 
vom Publikum begrüßt wurde, die glänzende Aufnahme und das 
herzliche Entgegenkommen, die der Kronprinz bei allen Fürsten der 
verbündeten Länder fand, zeigten jedem Einsichtigen sofort, daß in 
dieser Lebensfrage, in diesem Kampfe mit Frankreich, das deutsche 
Volk einig sei. Diese Kundgebungen ließen keinen Zweifel darüber, 
daß auch die Süddeutschen ihr volles Herz in der heiligen Sache 
hatten und dem ihnen gegebenen hohen Führer ein unbegrenztes 
Vertrauen entgegenbrachten. Die imponirende Persönlichkeit des 
Kronprinzen, seine Frische und gewinnende Leutseligkeit, sowie der 
ihm seit dem Jahre 1866 vorangehende Ruf als siegreicher Heer— 
führer gewannen ihm alle Herzen. 
Das Regiment Nr. 80, dessen erste Jahre nach dem Kriege 
1866 wir besprochen haben und dessen einzelne Elemente dank 
der Hingabe Aller trotz kurzer Zeit doch vollständig miteinander zu 
einem festen Ganzen verschmolzen waren, hatte das Glück, in der 
Dritten Armee, unter der Führung des Kronprinzen seine neue 
kriegerische Laufbahn zu beginnen. Die Zeiten schienen noch friedlich, 
Handel und Wandel waren wieder aufgeblüht, Flur und Feld prangte 
im reichsten Segen des Himmels, und vergnügt rieb sich der Land—⸗ 
mann schon die Hände in der Hoffnung auf ein reiches Jahr. So
	        
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