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Ems für den Krieg. Die Mobilmachung der gesammten Armee
wurde befohlen und an die deutschen Verbündeten erging die Auf—
forderung, sich Preußen anzuschließen.
Kronprinz Friedrich Wilhelm erhielt den Oberbefehl über die
Dritte Armee, deren Bestandtheile mit Ausnahme von zwei, später
drei preußischen Armeekorps alles süddeutsche Truppen sein sollten.
Der Kronprinz, bekannt wegen seiner Ueberzeugung, daß der Krieg
nur das allerletzte Mittel sein dürfe, war in dem vorliegenden
Falle, der so unerhört mit der Würde und dem Stolz, dem Glück
und Wehe der Nationen um eitler Machtgelüste willen spielte, eben⸗
falls ganz für die Waffenentscheidung und überzeugt von dem glück⸗
lichen Ausgang derselben. Namentlich war er erfreut über die ihm
gewordene Aufgabe, die süddeutschen Truppen zu führen, und all
sein Sinnen galt fortan den Maßregeln, welche zur vollständigen
Entwickelung auch dieser Streitkräfte dienen konnten. Nachdem da⸗
her die Formirung seines Stabes geschehen war, trat er mit einem
Theile desselben eine Reise an die süddeutschen Höfe an, um sich
dann in das Aufmarschgebiet seiner Armee am Oberrhein zu be—
geben. Der Enthusiasmus, mit dem er auf dieser Reise überall
vom Publikum begrüßt wurde, die glänzende Aufnahme und das
herzliche Entgegenkommen, die der Kronprinz bei allen Fürsten der
verbündeten Länder fand, zeigten jedem Einsichtigen sofort, daß in
dieser Lebensfrage, in diesem Kampfe mit Frankreich, das deutsche
Volk einig sei. Diese Kundgebungen ließen keinen Zweifel darüber,
daß auch die Süddeutschen ihr volles Herz in der heiligen Sache
hatten und dem ihnen gegebenen hohen Führer ein unbegrenztes
Vertrauen entgegenbrachten. Die imponirende Persönlichkeit des
Kronprinzen, seine Frische und gewinnende Leutseligkeit, sowie der
ihm seit dem Jahre 1866 vorangehende Ruf als siegreicher Heer—
führer gewannen ihm alle Herzen.
Das Regiment Nr. 80, dessen erste Jahre nach dem Kriege
1866 wir besprochen haben und dessen einzelne Elemente dank
der Hingabe Aller trotz kurzer Zeit doch vollständig miteinander zu
einem festen Ganzen verschmolzen waren, hatte das Glück, in der
Dritten Armee, unter der Führung des Kronprinzen seine neue
kriegerische Laufbahn zu beginnen. Die Zeiten schienen noch friedlich,
Handel und Wandel waren wieder aufgeblüht, Flur und Feld prangte
im reichsten Segen des Himmels, und vergnügt rieb sich der Land—⸗
mann schon die Hände in der Hoffnung auf ein reiches Jahr. So