Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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Elftes Kapitel. 
Der deuksch-französische Rrieg 1870171. 
Mobilmachung, Aufmarsch und erste Heeresbewegungen. 
Der Krieg 1866 hatte Frankreich aus seiner Ruhe, aus der 
Ueberzeugtheit von seiner allgebietenden Stellung in Europa auf—⸗ 
geschreckt. Schon längst hatte Kaiser Napoleon III. Mißbehagen 
über die Fortschritte der preußischen Politik empfunden, aber noch 
war es ihm beim Friedensschluß zwischen Preußen und Oesterreich 
gelungen, diese Fortschritte etwas aufzuhalten. Dennoch blieb es 
für ihn klar, daß die neue Entwickelung der Dinge in Deutschland 
sich nicht lange werde beschwören lassen, es sei denn, daß Frankreich 
selbst darum einen Krieg beginne. Gelang es namentlich Preußen, 
die süddeutschen Staaten wieder für sich zu gewinnen, so waren die 
Chancen für einen Waffengang wenig zu Gunsten Frankreichs. So 
wenig daher im Augenblick Frankreich zu solch großer Entscheidung 
bereit war, so sehr nahe lag es doch wieder für seine Politik, die— 
selbe rasch herbeizuführen. 
Kaiser Napoleon begann, nicht ohne daß die preußische Diplo⸗ 
matie und Heeresleitung ihm auf Schritt und Tritt darin folgte, 
seine Vorbereitungen zu dem geplanten Kriege. Marschall Niel, 
einer der besten Generale des an sich vorzüglichen Heeres, wurde 
bereits im Januar 1867 zum Kriegsminister*) ernannt und erhielt 
die Aufgabe, die verhältnißmäßig kleine Armee für einen großen 
Krieg zu reorganisiren, eine Aufgabe, die er trotz der Opposition 
des gesetzgebenden Körpers in umfassendster Weise zu lösen suchte, 
aber nicht mehr durchführen konnte. Er starb plötzlich am 14. August 
1869. Ist es auch nach den Ergebnissen des Krieges 1870,71 
nicht zu verkennen, daß sein Werk der darin zuerst als sogenannte 
„Kaiserliche“ auftretenden Armee wenig nützte, so erhielten doch die 
übrigen, vorher brach liegenden Streitkräfte Frankreichs eine so feste 
Grundlage, daß das Land auch nach Auflösung dieser „Kaiserlichen“ 
xDer Kriegsminister war zugleich Chef des Generalstabes der Armee.
	        
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