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Da nahte die ersehnte Hülfe. Das 1. 72 unter Major Hensel,
später das 4. Jäger-Bataillon unter Oberstlieutenant v. Colomb,
dem nachherigen Kommandeur des Füsilier-Regiments Nr. 80, trafen
von Skalka-Holz her an der Westspitze des Swip-Waldes ein.
Dem Führer der J.72, Major Hensel, war gesagt worden,
daß die 7. Division sich noch am Südrande des Swip-Waldes halte.
Dies war nicht mehr der Fall, vielmehr stieß das Bataillon auf
die im Vorgehen befindlichen 8. österreichischen Jäger und das
51. österreichische Infanterie-Regiment, die nun ein lebhaftes, aber
unregelmäßiges Feuer eröffneten. Das Bataillon zögerte nicht
lange, sondern griff zum Bajonett, und so heftig war der Anprall,
daß der Feind schleunigst Kehrt machte und eine Menge Gefangene
zurückließ. Das Bataillon folgte dicht auf und zog sich nunmehr
in einem Treffen auseinander, erreichte den südlichen Waldrand gegen—
üäber Cistowes und hatte dort Gelegenheit, die feindliche Artillerie
zu beschießen und den linken Flügel der Brigade Fleischhacker immer
nehr zurückzuwerfen.
Aber noch einmal erfolgte eine Wendung in diesem langen und
vechselreichen Kampfe. Der Feind hatte um 1129 Uhr vormittags
nochmals zwei Brigaden von Maslowed her zum Angriff angesetzt.
Ein vielleicht noch blutigerer Kampf, als er vorher gewesen, ent—
brannte nun. Die Truppen, jetzt auch das 4. Jäger-Bataillon
neben dem J./72, kämpften mit wahrer Erbitterung und gaben
keinen Pardon mehr. Furchtbar toste der Gefechtslärm, und kein
Wunder, jetzt standen auch auf preußischer Seite an 160 Geschütze
im Feuer. Endlich gelang es den Preußen, den Westtheil des
Waldes wieder zu nehmen, aber es dauerte doch bis 2 Uhr nach—
mittags, bis der Feind den Wald ganz räumte, und hierzu bewog
hhn eigentlich erst wieder das Eingreifen der Zweiten Armee und
die Vorgänge am rechten Flügel seiner Gesammtaufstellung.
Der Swip-Wald ist ein bleibendes Denkmal für diese tapferen
oösterreichischen Truppen, ebenso wie für die unserigen. Wohl selten
haben sich zwei Parteien so heiß bekämpft, wie es hier geschehen.
Das J./72 aber hatte in diesem heißen Kampfe eine Entscheidung
gebracht, wie sie kaum so zu erhoffen war. Das Glück war ihm
sogar nicht nur darin hold, sondern das Bataillon eroberte bei dem
letzten Theile des Gefechtes auch zwei österreichische Fahnen, von
denen ihm die eine des Regiments Nr. 51 (Erzherzog Carl Ferdinand)