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Zu derselben Zeit, als das zurückgehende P./72 den Schütt—
kasten erreichte war andererseits General v. Bose infolge des
Gefechtslärmes daselbst mit Theilen der 15. Brigade angelangt, mit
dem II./31 und 11.771. Die Meldung des P./72, daß der Feind
in Podol sehr stark sei, befestigte den General noch mehr in seinem
gleich gefaßten Entschluß, hier sofort einzugreifen, um den Isar—
Uebergang, koste was es wolle, noch diese Nacht in die Gewalt zu
bekommen. Er setzte sich an die Spitze des II./31 und ließ das
II.71 gegen den nördlichen Theil des Dorfes vorgehen, während
er selbst die Chaussee einhielt. Der Feind debouchirte gerade aus
Podol, als General v. Bose es erreichte. Eine sofort abgegebene
viergliederige Salve des II.31 warf den Feind zurück, dann ging
das Bataillon selbst zum Angriffe über und drang bis zu der Haupt—
barrikade des Dorfes vor. Das II./71 vereinigte sich sehr bald
mit ihm, und beide behaupteten nun wenigstens den Nordosttheil
des Ortes.
General Clam Gallas hatte jetzt Befehl zurückgeschickt, daß
noch zwei andere Brigaden seines Korps nach Podol vorrücken
sollten, die Brigade Poschacher sah sich aber durch den Angriff der
Preußen und bei der herrschenden großen Finsterniß um 111* Uhr
abends veranlaßt, vorläufig das Dorf ganz zu räumen und bis zur
Isar-Brücke zurückzugehen. Auch General v. Bose zog nach einiger
Zeit das II./31 und II./71 aus dem Dorfe heraus.
Es war fast Mitternacht, als auch in dieser Sachlage eine
Veränderung eintrat. Die Füsilier-Bataillone 31. und 71. Regiments
waren General v. Bose nachgeschickt worden, und nun befahl dieser
einen neuen Angriff. Das F./31, ohne einen Schuß zu thun, wird
von ihm wieder durch Podol geführt, während die anderen Bataillone
folgen. General v. Bose erreicht die Brücke und erstürmt sie in
blutigem Handgemenge, dringt dann weiter vor, bis er das Wirths—
haus wieder besetzt hat. Dann erstirbt langsam das Gefecht, der
Feind zieht sich zurück, während General v. Bose, sobald er kann,
nach Preper zurückeilt, um Artillerie vorzuholen. Beim Anbruch
des Tages ist auch sie da und damit der Kampf zu Gunsten der
Preußen entschieden. Die Offensive der Oesterreicher über die Isar
unterblieb nun, und ebenso kam es nicht mehr zu dem beabsichtigten
Versuch auf Turnau.
Es kam dazu, daß im Hauptquartier des Kronprinzen von
Sachsen, der den Oberbefehl der nun bei Münchengrätz versammelten