Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

in große Vierecke, wie wir sie bei Lützen kennen gelernt haben, auf— 
zumarschiren —, er befahl diesem Reiter-Regiment, den Wald an— 
zugreifen. Der Führer weigerte sich, weil er Infanterie im dichten 
Gehölz vor sich sah. Merode nahm nun Infanterie und Kavallerie, 
so viel er selbst hatte, und erneute seinen Befehl. Ehe der Angriff 
seinerseits aber erfolgen konnte, hatte Melander den rechten Flügel 
und die bei Barksen stehende Infanterie sowie eine Anzahl leichter 
Geschütze zum Angriff gegen Merode angesetzt. Es gelang ihm, 
namentlich auch mit der Artillerie, den feindlichen linken Flügel 
völlig zu umfassen und von der Höhe herab aufzurollen. In einem 
einzigen wüthenden Anlanf warf er über den Haufen, was sich ihm 
hier entgegenstellte. Das hessische grüne Leib-Regiment erstürmte 
dabei den von dem Regiment Geleen besetzten Busch und warf das— 
selbe in scharfem Handgemenge aus demselben heraus. 
Währenddessen hatte auch Herzog Georg mit Knipphausen an— 
gegriffen. Er war mit der ganzen Kavallerie des linken Flügels 
links abmarschirt und hatte von Oldendorf aus ziemlich gedeckt den 
Aufstieg auf die vom Feinde besetzte Höhe von Segelhorst versucht. 
Kleine, steile Hohlwege führten da hinauf, und es war nicht wunder— 
bar, wenn die ersten Versuche, die Höhe zu gewinnen, mißlangen. 
Einzelne Theile wurden zum Halten und Zurückgehen gezwungen, 
als sie bereits auf der Höhe angelangt waren, die hinteren Staffeln 
konnten nicht vorwärts. Dennoch gelang es schließlich auch unter 
solchen Verhältnissen, den Angriff auf diesen feindlichen Flügel vor— 
wärts zu tragen, da der Feind an den übrigen Punkten, wenn nicht 
schon geschlagen, so doch stark erschüttert und bedrängt war. Herzog 
Georg warf in einem letzten Ansturm den rechten Flügel des Feindes 
zu derselben Zeit, als Melander sich auf das feindliche Centrum 
stürzte. Dieser konnte nun nicht mehr widerstehen. Alles löste sich 
in haltloser Flucht auf und eilte gegen Segelhorst zurück nach dem 
Lager, bald erreicht von der Reiterei Melanders, die nach kurzem 
Gefechte auch hier völlig reine Bahn machte. Nur zwei Stunden 
hatte der Kampf gedauert. 
Die Armee Gronsfelds existirte nicht mehr. Merode war ge— 
fallen, Gronsfeld entging nur durch Zufall der Gefangennahme und 
rettete sich nach Cöln, auch Bönninghausen gelang es nur noch einige 
wenige Truppen wieder zusammenzufassen und mit ihnen Minden zu 
erreichen. 5000 Mann lagen auf dem Kampfplatze, 2000 Mann waren 
gefangen worden, 70 Fahnen erbeutet.
	        
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