Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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Handschuchsheim, welches stärker besetzt sein sollte, vorbei und erreichte 
unbemerkt die Waldhöhen vor der Heidelberger Brücke. Diese letztere 
war besetzt, sobald jedoch die Insurgenten preußische Füsiliere und 
Jäger erkannt hatten, begannen sie so heftig zu feuern, daß binnen 
Kurzem überall Alarmsignale und Sturmgeläute zu hören waren. 
Es dauerte nicht lange, so rückten von verschiedenen Seiten Ab— 
theilungen nach der Nordfront der Stadt, um sie zu besetzen. Jetzt 
schien der Augenblick gegeben, um wieder abzuziehen, und wirklich 
hegannen die Insurgenten bereits Abtheilungen auf Wagen neckar— 
aufwärts abzuschicken, um den Preußen den Rückzug abzuschneiden. 
Dieser erfolgte jedoch so schnell, daß die Verfolger nur noch bei 
Handschuchsheim zurecht kamen, um der letzten Nachhut den Weg zu 
»erlegen. Diese jedoch bahnte sich, wenngleich mit Verlust, den Weg 
mit dem Bajonett in der Hand. 
Mieroslawsky hatte noch am 21. Juni die Neckar-Linie überall 
aufgegeben, weil das Korps Hirschfeld bereits tags zuvor seinen 
Rhein⸗ Uebergang ausgeführt hatte, und war in größter Eile auf 
Bruchsal abgezogen. General Peucker hatte den Neckar am 21. Juni 
bassirt, stieß dann am 22. Juni bei Sinsheim auf den Feind, ver— 
nochte ihn aber nicht mehr festzuhalten, und auch General Hirschfeld, 
der ihn bei Wiesenthal noch erreichte, konnte nur noch zur Verfolgung 
ibergehen. Während darauf die Korps Hirschfeld und Groeben am 
23. Juni bis Bruchsal vorrückten, wurde General Peucker dem Feinde 
nachgeschickt, bis dieser schließlich in die Murg-Linie bei Rastatt 
zurückging. Am 26. Juni stand General v. Peucker bei Ettlingen, 
Groeben bei Wiesloch und Umgegend, das Korps Hirschfeld bei 
Karlsruhe. Am 28. Juni rückte auch Groeben bis Karlsruhe vor. 
Die Insurgenten Armee befand sich bereits in schwieriger Lage 
nach innen wie nach außen. Die sogenannte Volkswehr lief zum 
Jrößten Theil nach Hause, und auch die früher der Armee an— 
gehörenden Truppen, namentlich die Kavallerie, waren sehr un— 
zuverlässig geworden. Auf Zuzug war nicht zu rechnen; die sonst 
Jute Stellung konnte vielleicht längere Zeit gehalten, ebenso aber 
von der preußischen Armee umstellt und eingeschlossen werden. Dazu 
'ollte es denn auch kommen. 
Der Prinz von Preußen hatte den Angriff auf die Stellung 
Mieroslawskys derartig befohlen, daß in der Front wieder das 
Korps Groeben von Karlsruhe (Mühlberg) her mehr hinhaltend vor— 
gehen sollte, während das Korps Hirschfeld von Ettlingen aus die 
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