Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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Münch ernannt, eine für seine Stellung in dem Kurorte Wiesbaden 
durchaus geeignete Persönlichkeit. Derselbe verstand es, den An— 
forderungen, die durch ein Engagement der Regimentsmusik als zweite 
Kurmusik an ihn und sein künstlerisches Verständniß herantraten, 
derartig zu genügen, daß dieses Engagement ein dauerndes wurde. 
Es wurden hierdurch die Kosten der Unterhaltung der Regiments— 
kavelle auf ein geringes Maß beschränkt. 
Neben dieser Regimentsmusik bestand seit 1866 bei dem 
III. Bataillon eine Bataillonsmusik, zuerst ein Kind des Zufalls, 
dann eine dauernde Schöpfung. Der erste Ersatz des Regiments 
aus den vier thüringischen Regimentern hatte eine Anzahl musik— 
begabter Mannschaften gebracht, die ihre eigenen Instrumente be— 
saßen; ein sehr begabter und geschickter Unteroffizier Heinemann 
wurde ihr Führer, und Oberstlieutenant v. Bessel fand sich durch die 
Sympathien, welche diese kleine Kapelle in Weilburg fand, ver— 
anlaßt, sie auch außerdienstlich auftreten zu lassen. Weilburg hatte 
früher in nassauischen Zeiten einer Regimentskapelle zuhören können, 
jetzt war die kleine Bataillonskapelle, mochte sie nun zunächst ihre 
eigenen Weisen je nach der Art jener Privatinstrumente spielen, wie 
sie wollte, ein glückliches Mittel, um die Sympathien der Ein— 
wohner für das Bataillon zu gewinnen. Als daher im Herbst 1867 
die in diese Kapelle eingereiht gewesenen Mannschaften entlassen 
wurden und ihre Instrumente mitnahmen, entschloß sich der Nach⸗ 
folger des Oberstlieutenants v. Bessel, Major v. Below, eine ähnliche 
Kapelle zu begründen, Instrumente anzuschaffen und die Leitung der 
Musik dem Sergeanten Heinemann ganz anzuvertrauen. Die 
Kosten wurden aus Beiträgen der Ofsiziere und aus prozentualen 
Abzügen von den Konzerteinnahmen der Musik aufgebracht, auch 
Streichinstrumente angeschafft und dergl. mehr. Eingereiht wurden 
etatsmäßige Reserve-Spielleute, 16 Mann, welche ihren sonstigen 
Dienst bei der Kompagnie thaten, im Bataillon aber wieder eine 
Einheit bildeten. Das Talent und die Thätigkeit des persönlich als 
Solist sehr tüchtigen Sergeanten Heinemann machte diese „Horn⸗ 
musik“ bald im ganzen Lahn-Thal bekannt und brachte ihr manchen 
guten Verdienst ein. Der kommandirende General, Generallieutenant 
o. Plonski, genehmigte, daß diese Bataillonsmusik bei allen Vor— 
stellungen des Bataillons wie eine Regimentskapelle fungiren konnte, 
und da diese letztere durch ihr Engagement in Wiesbaden von den 
Herbstübungen zurückgehalten wurde, so vertrat die Musik des
	        
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