Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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und Weilburg befanden sich weder brauchbare Schemahefte noch 
Dienstvorschriften. In Weilburg war ein ganz unerfahrener, des 
Schreibens nur in geringem Maße kundiger Unteroffizier die einzige 
Unterstützung des Adjutanten. Er wich daher sehr bald einem 
anderen ehemalig kurhessischen Unteroffizier Christe, der, abgesehen 
von ähnlichen dienstlichen Eigenheiten, wie jener Regimentsschreiber 
sie hatte, zum Glück brauchbar war. Er verblieb in seiner Stellung 
noch eine lange Reihe von Jahren. 
Was die Ausbildung in den verschiedenen Zweigen des Dienstes 
betraf, so mußte auch dabei zunächst die Einheitlichkeit und das 
gegenseitige schnelle Verständniß hergestellt werden, denn die dienst⸗ 
ichen Gewohnheiten, Kommandos, Zeichen, Signale u. s. f. waren 
immerhin recht verschieden. Die Kommandeure veranlaßten deswegen 
zunächst Instruktionsstunden aller Unteroffiziere ihrer Bataillone 
durch die ältesten preußischen Hauptleute, bei denen auch die Offiziere 
zugegen sein mußten. Hier lernten alle Theile ihre Dienstobliegen— 
heiten genau kennen, und zugleich die Art und Weise, wie der Dienst 
vreußischerseits gehandhabt wird. Dann wurde der praktische Dienst 
in kleinen Abtheilungen durch altpreußische Offiziere und Unter— 
offiziere vorgeführt und schließlich durch Einübung des hessischen 
Personals diesem die nöthige Sicherheit im Kommando oder in den 
Einzelheiten der vorzunehmenden Uebungen gegeben. Eine Offizier-, 
Turn- und Bajonettirstunde, an welcher auch die Hauptleute theil— 
zunehmen hatten, galt mehr der Art des Betriebes, als der Er— 
zielung von persönlichen Leistungen, denn in diesen stachen die 
hessischen Offiziere und Unteroffiziere geradewegs hervor, wie sie 
denn überhaupt eigentlich immer nur die alten Gewohnheiten zu be— 
seitigen hatten. 
Als dann nach Beginn des Jahres 1867 andere noch nicht 
im preußischen Dienste ausgebildete Mannschaften der neuen Landes— 
theile eingezogen und mit ihrer Ausbildung auch die älteren ehe⸗ 
malig hessischen Offiziere betraut wurden, ergab die nach Ostern 
stattfindende Vorstellung Erfolge, die allseits anerkannt wurden. 
In der dann beginnenden Ausbildung der Kompagnien und später 
der Bataillone wurden die letzten Schwierigkeiten überwunden, und 
sämmtliche höhere Vorgesetzte verfehlten nicht, ihre Anerkennung 
darüber auszudrücken. Der Brigadekommandeur, General v. Schacht— 
meyer, schien sein besonderes Wohlgefallen an den gewandten und 
schneidigen „Hessen“ zu haben und nahm jede Gelegenheit wahr,
	        
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