Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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1. November davon Besitz, und der Kurfürst mußte fliehen, erst nach 
Gottorp, dann nach Rendsburg, Itzehoe, endlich seit Juli 1808 
nach Prag. Vergebens suchte das hessische Volk sich frei zu machen. 
Immer wieder, obgleich die neue Herrschaft unter dem leichtfertigen 
König Jerome, dem König von „Westfalen“,*) keine harte war, kam 
es zu aufständischen Bewegungen, die nur mit Mühe unterdrückt 
werden konnten. Mehr als einer der damals entlassenen Offiziere 
und Mannschaften der Regimenter Garde und Garde-Grenadiere 
mögen damals an den Befreiungsversuchen eines Uslar, eines Dörn— 
berg und Emmerich theilgenommen haben, mehr als einer im 
Jahre 1809 in das von dem Kurfürst gleichzeitig mit dem „schwarzen 
Korps“ des Herzogs von Braunschweig aufgestellte kleine hessische 
„Freikorps“ eingetreten sein, in der Hoffnung, sein Vaterland be— 
freien zu können. 
Auch für Hessen jedoch, welches Napoleon ähnlich gehaßt und 
mit Haß verfolgt hatte wie Preußen selbst, schlug die Befreiungs— 
stunde, als Deutschland sich nach der Zertrümmerung der „großen“ 
Armee Napoleons in den russischen Schneegefilden gegen den Ver— 
gewaltiger Europas erhob. Im September 1813 gelang es dem 
russischen General Tschzernitschef, Cassel durch Ueberfall zu nehmen, 
und das Volk erhob sich nun wieder gegen die Fremdherrschaft. 
Nach der Schlacht von Leipzig endlich eilte der sehr beliebte Kur— 
prinz seinem Vater vorauf nach Cassel und erließ in dessen Namen 
einen Aufruf zur Theilnahme an dem allgemeinen Kampfe für 
Deutschlands Freiheit. Am 21. November zog der Kurfürst in seine 
Hauptstadt wieder ein, erklärte dann in Frankfurt a. M. den Beitritt 
Hessens in die Allianz und verpflichtete sich zur Gestellung von 
24000 Mann. Die Ausrüstung dieser Truppen ging trotz aller 
Schwierigkeiten, die wie überall im dentschen Vaterlande durch die 
große Verarmung der Einwohner zu Tage traten, ziemlich rasch von 
statten, so daß die ersten Truppen wenigstens am 21. Januar 1814 
den Marsch nach Frankreich antreten konnten. Leider waren die 
beiden Regimenter „Garde“ und „Garde-Grenadiere“ nicht unter 
den in den Kampf ziehenden, sie konnten nur die anderen beneiden, 
welche wenigstens bei einer Reihe von Belagerungen, wie von 
Luxemburg, Thionville, Metz, Saarlouis, Sedan. Mexaiôres. Givet 
und Longwy mitwirken konnten. 
*) Westfalen wurde zusammengesetzt aus Braunschweig, Kurhessen, den 
preußischen Besitzungen links der Elbe. Theilen von Hannover und Sachsen.
	        
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