Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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Garde-Grenadiere zu je 3 Bataillonen waren dabei ein Bestandtheil des 
Corps de Reserve unter Generalmajor v. Webern. Die Division 
der Hessen führte Generallieutenant v. Wurmb. 
Dennoch kam es zu keiner Betheiligung der hessischen Truppen 
an ernsteren Ereignissen. Preußen selbst nahm davon Abstand, als 
weder seine drohende Haltung, noch seine Vermittelung zwischen 
Oesterreich und Frankreich, noch endlich die Absendung des Ministers 
v. Haugwitz mit Drohung und Vermittelung den ebenso schlauen 
als grundsatzlos zugreifenden Napoleon in seinen Fortschritten in 
Böhmen, Oesterreich und Mähren aufgehalten hatten. Er zog seine 
Truppen, die es bereits Böhmen genähert und auf der anderen 
Seite gegen das am Maine aufgestellte Reservekorps Augereau an— 
gesetzt hatte, wieder zurück und rüstete ganz ab, als Oesterreich mit 
Frankreich Frieden machte. 
Dieser „Feldzug der Neutralität“ zog sich jedoch noch weiter 
fort, obwohl er dem Namen nach beendet war. Napoleon hatte 
die isolirte Stellung Preußens kaum erkannt, als er in derselben 
Art mit friedlichen Eroberungen gegen preußische Besitzungen und 
gegen das von Preußen beanspruchte Hannover vorging, wie schon 
zudwig XIV. es gegen deutsches Land gethan hatte. Preußen 
rüstete also weder förmlich ab, noch sein Verbündeter, Hessen, noch 
gar ihr beiderseitiger Feind, Napoleon. Als dann die Gegensätze 
sich immer mehr zwischen diesem und Preußen verschärften, machte 
zwar Hessen seine Truppen wieder im Stillen mobil und erklärte 
Preußen gegenüber seine Bereitwilligkeit zu guten Diensten, aber 
nur eben Blücher und Rüchel bewiesen ihm gegenüber die nöthige 
Energie, die allein im Stande, aber ebenso auch absolut nöthig ge— 
wesen wäre, um Hessen aus der gefährlichen Umstrickung des Korsen 
zu befreien und damit zum Anschluß an Preußen zu bringen. Na— 
poleon sah sehr genau den Werth der kleinen, aber tüchtigen hessischen 
Armee ein; er hatte nach seinem Erfolge bei Jena und Auerstädt auch 
nichts Eiligeres zu thun, als dieselbe, wie den Kurfürsten selbst ans 
der Geschichte Europas auszustreichen. Während der Kurfürst in— 
folge der Drohungen Napoleons seine Truppen von Wabern aus 
in die Garnisonen entließ und Napoleon seine Neutralität nun 
förmlich anerkannte, rückten am 31. Oktober 1806 auf der einen 
Seite das Korps Mortier mit 6000 Mann von Süden, die 
holländische Armee mit 14 000 Mann unter dem Bruder des Kaisers 
Louis Napoleon von Nordwesten her gegen Cassel vor. nahmen am
	        
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