Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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Truppe war schwächer geworden, aber nicht vernichtet, und das 
aus diesem Stamme entsprossene kurhessische Leibgarde-Regiment 
konnte mit Recht und Fug seine Geschichte auf diejenige des 
Regiments Garde und Regiments Garde-Grenadiere zurückführen, 
solange sein Fürst überhaupt sein Selbstbestimmungsrecht besaß. 
Das erste kriegerische Ereigniß, welches in diesem Zeitraum 
von 1795 bis 1866 Aussichten auf Betheiligung der hessischen 
Truppen an demselben gab, war die gegen Frankreich gerichtete 
Mobilmachung Preußens im Jahre 1805. Hessen Cassel, seit 1803 
Kurfürstenthum, war so eng mit Preußen verbunden gewesen, wie 
wenige andere deutsche Staaten, und so rechnete auch die preußische 
Regierung völlig darauf, daß der Kurfürst an den kriegerischen 
Maßregeln Preußens theilnehmen werde. Im Jahre 1805 kam 
es auch dazu, aber die preußische Regierung sah nicht die Zwangs— 
lage, in welcher sich Hessen schon seit 1803 den Anerbietungen oder 
Drohungen Napoleons gegenüber befand. Die seine Geschicke 
leitenden Personen verschlossen die Augen vor den Ereignissen in 
ganz Europa und ebenso vor denen in dem kleinen Hessen. Nur 
Männer wie Blücher und Rüchel, zwei Brauseköpfe eigenster Art, 
erkannten die Sachlage und warnten, ja versuchten später auf ihre 
Art, Hessen zum Anschluß an Preußen zu bringen, mochte dann 
Napoleon thun, was er wollte. Blücher marschirte schließlich am 
5. Oktober 1806 in Hessen ein, Rüchel aber setzte dem Kurfürsten 
derartig mit Vorstellungen zu, daß dieser sich ihre Form sehr verbat. 
Im Jahre 1805 schien dergleichen, wie gesagt, noch nicht so 
auffallend nöthig. 
Der Kurfürst erklärte sich schon deshalb sehr gern zu einer 
Betheiligung an den Maßregeln Preußens bereit, weil diese gerade— 
wegs den Schutz der Neutralität Norddeutschlands zum Wahl— 
spruch hatten. Nach der Niederlage der Oesterreicher unter Mack 
bei Ulm zog der Kurfürst seine Truppen zum Theil in einen Ver— 
sammlungsrayon zwischen Eder —,Ohm —Schwelm zusammen und 
erklärte sich bereit, ein aus den hessischen Truppen und den unter 
General v. Blücher in Westfalen stehenden preußischen Truppen 
kombinirtes Korps zu kommandiren. Anfang Dezember wurden 
10 000 Mann hessischer Truppen bis nach Fulda vorgeschoben, 
während der Kurfürst sich nach Paderborn begab, um mit Blücher 
Absprache über dessen Verhalten als Führer der „Avantgarde“ des 
kombinirten Korps zu halten. Die beiden Regimenter Garde und
	        
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