Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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wie die Löwen, der Preis dieses Tages gebührte ihnen fast allein. 
Für diese Regimenter war Tourcoin keine Niederlage, nein! ein Sieg. 
Für die hessischen Truppen sollte dieser Tag auch der letzte 
von kriegerischer Bedeutung werden. Die österreichisch-englische 
Armee nahm, ohne vom Feinde vor der Hand belästigt zu sein, 
wieder eine Vertheidigungsstellung bei Tournay ein, und erst am 
22. Mai setzte sich der wieder bei der Nord-Armee eingetroffene 
Pichegru gegen sie in Marsch. Es kam zu einem zwölfstündigen 
Gefecht, bei dem der Angreifer jedoch so viel Verluste hatte, daß er 
fast geschlagen zurückging. Die Franzosen hatten an 7000 Mann 
eingebüßt, auch fast alles schwere Geschütz stehen lassen müssen. 
Merkwürdigerweise bemächtigten sich die Verbündeten nicht gleich 
desselben, rückten auch nicht zur Verfolgung vor, und so konnten 
sich die Franzosen zum Theil mit requirirten Bauernpferden ihr 
Eigenthum wieder zurückholen. Wieder zerstreute sich die alliirte 
Armee nach diesem Erfolge, als ob der Krieg beendet sei. Der 
Kaiser begab sich mit 10000 Mann zur Sambre⸗Armee, welche 
gegen Jourdan einen schweren Stand hatte und vergeblich die von 
ihm begonnene Belagerung von Charleroi zu stören suchte. Auch 
Pichegru ließ vor Tournay nur zwei Divisionen stehen und wandte 
sich selbst gegen Ypern, welches nun am 1. Juni eingeschlossen 
wurde. Clerfait versuchte am 9. Juni den Entsatz des Platzes, und 
als dieser Versuch infolge falscher Dispositionen mißglückte, am 
13. Juni das Gleiche unter Heranziehung von Verstärkungen. Er 
wurde jedoch wieder abgewiesen, ja selbst zum Rückzug nach Thielt 
gezwungen. Ein Sieg, den der Prinz von Oranien am 16. Juni 
über den bei Charleroi über die Sambre vorgegangenen Jourdan 
erfocht, gab hierfür keinen nachhaltigen Ersatz. Man entschloß sich 
deshalb, trotz der immer schärfer hervortretenden Abneigung der 
verbündeten Generale, gemeinsam zu handeln, für den 19. Juni 
zum Angriff auf den Feind an der Lys, hielt aber wieder inne, 
als die Nachricht von der Kapitulation der Festung Ypern eintraf. 
Nun kam es zu dem längst in der Luft schwebenden verhängnißvollen 
Schritt: die Armee des Herzogs von NYork trennte sich von derjenigen 
des Prinzen von Coburg, der am 21. Juni nach der Sambre ab— 
marschirte. Von da ab war Alles entschieden, die Ereignisse nahmen 
einen schnellen Verlauf, Jourdan siegte am 28. Juni bei Fleurus 
über den Prinzen von Coburg, der sich auf Brüssel zurückzog. Am 
15. Juli nahm Pichegru Antwerpen, drang dann in Holland ein,
	        
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