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wie die Löwen, der Preis dieses Tages gebührte ihnen fast allein.
Für diese Regimenter war Tourcoin keine Niederlage, nein! ein Sieg.
Für die hessischen Truppen sollte dieser Tag auch der letzte
von kriegerischer Bedeutung werden. Die österreichisch-englische
Armee nahm, ohne vom Feinde vor der Hand belästigt zu sein,
wieder eine Vertheidigungsstellung bei Tournay ein, und erst am
22. Mai setzte sich der wieder bei der Nord-Armee eingetroffene
Pichegru gegen sie in Marsch. Es kam zu einem zwölfstündigen
Gefecht, bei dem der Angreifer jedoch so viel Verluste hatte, daß er
fast geschlagen zurückging. Die Franzosen hatten an 7000 Mann
eingebüßt, auch fast alles schwere Geschütz stehen lassen müssen.
Merkwürdigerweise bemächtigten sich die Verbündeten nicht gleich
desselben, rückten auch nicht zur Verfolgung vor, und so konnten
sich die Franzosen zum Theil mit requirirten Bauernpferden ihr
Eigenthum wieder zurückholen. Wieder zerstreute sich die alliirte
Armee nach diesem Erfolge, als ob der Krieg beendet sei. Der
Kaiser begab sich mit 10000 Mann zur Sambre⸗Armee, welche
gegen Jourdan einen schweren Stand hatte und vergeblich die von
ihm begonnene Belagerung von Charleroi zu stören suchte. Auch
Pichegru ließ vor Tournay nur zwei Divisionen stehen und wandte
sich selbst gegen Ypern, welches nun am 1. Juni eingeschlossen
wurde. Clerfait versuchte am 9. Juni den Entsatz des Platzes, und
als dieser Versuch infolge falscher Dispositionen mißglückte, am
13. Juni das Gleiche unter Heranziehung von Verstärkungen. Er
wurde jedoch wieder abgewiesen, ja selbst zum Rückzug nach Thielt
gezwungen. Ein Sieg, den der Prinz von Oranien am 16. Juni
über den bei Charleroi über die Sambre vorgegangenen Jourdan
erfocht, gab hierfür keinen nachhaltigen Ersatz. Man entschloß sich
deshalb, trotz der immer schärfer hervortretenden Abneigung der
verbündeten Generale, gemeinsam zu handeln, für den 19. Juni
zum Angriff auf den Feind an der Lys, hielt aber wieder inne,
als die Nachricht von der Kapitulation der Festung Ypern eintraf.
Nun kam es zu dem längst in der Luft schwebenden verhängnißvollen
Schritt: die Armee des Herzogs von NYork trennte sich von derjenigen
des Prinzen von Coburg, der am 21. Juni nach der Sambre ab—
marschirte. Von da ab war Alles entschieden, die Ereignisse nahmen
einen schnellen Verlauf, Jourdan siegte am 28. Juni bei Fleurus
über den Prinzen von Coburg, der sich auf Brüssel zurückzog. Am
15. Juli nahm Pichegru Antwerpen, drang dann in Holland ein,