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Nach der Einnahme von Lannoy rückten schon gegen Abend
) feindliche Bataillone und mehrere Eskadrons gegen Nechin vor,
um die Truppen des Feldmarschalls Otto in der linken Flanke
anzugreifen, während die feindliche Artillerie immer zahlreicher bei
Watrelos erschien. Der feindliche Stoß ging zunächst gegen das
II. Bataillon Garde-Grenadier-Regiments. Dieses hatte, obgleich
seit dem frühesten Morgen im Gefecht gegen unverhältnißmäßige Ueber—
macht, doch seine Haltung in so hohem Grade bewahrt, daß es jetzt
dem Feinde noch zum Gegenstoß entgegengeschickt werden konnte.
Als es dann auf Gewehrschußweite an den Feind herangekommen
war, ließ der Kommandeur des Bataillons, Major v. Wackenitz,
ein sogenanntes überspringendes Pelotonfeuer eröffnen, und wie auf
dem Exerzirplatze begann dieses in präcisester Form. Erst als die
reindlichen Schützenschwärme, jede Geländedeckung benutzend, immer
näher herandrangen, verwandelte sich das Feuer in unregelmäßiges
Rottenfeuer. Das Bataillon wurde schließlich zurückgedrängt, aber
schon ging das andere Bataillon des Regiments, unterstützt von zwei
österreichischen Grenadier-Kompagnien, mit vor, und als Feldmarschall
Otto die versammelte Kavallerie gegen die linke Flanke des Feindes
attackiren ließ, gelang es wieder, das Gefecht zum Stehen zu bringen.
Der Feind zog sich langsam zurück und blieb von da ab unthätig,
ausgenommen ein bald schwächer, bald stärker unterhaltenes Feuer—
gefecht. Um 7 Uhr abends erhielt der mit dem Befehl über diese
Nachhut der geschlagenen verbündeten Armee betraute General
o. Hanstein — Feldmarschall Otto war nach Nechin geeilt —
die Weisung, ebenfalls abzuziehen. In musterhafter Ordnung, das
schwere Geschütz voran, erfolgte nunmehr gegen 8 Uhr abends der
Abzug, welchen der Feind nicht mehr störte. Mit Einbruch der Nacht
erreichte General v. Hanstein Marquain, woselbst die Trümmer der
Armee sich zu railliren suchten.
Die Schlacht von Tourcoin kostete den Verbündeten 100 Offiziere,
1000 Mann. Die Franzosen behaupteten, 60 Geschütze, 2 Fahnen,
2 Standarten erobert und 1500 Mann gefangen genommen zu haben.
Die hessischen Truppen hatten 26 Offiziere und über 300 Mann an
Todten und Verwundeten verloren. 6 Geschütze, 6 Munitions⸗
wagen waren dem Feinde in die Hände gefallen. Eine Fahne
war jedoch nicht verloren, ja die beiden Regimenter Garde-Grena—
diere und Leib-Regiment hatten bei Leers und Lannoy wohl unver—
gängliche Lorbeeren an ihre Fahnen geheftet. Sie hatten gefochten
Geschichte des Füs. Reats. von Gersdorff (Hess.) Nr. 80. —