Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

337 
Nach der Einnahme von Lannoy rückten schon gegen Abend 
) feindliche Bataillone und mehrere Eskadrons gegen Nechin vor, 
um die Truppen des Feldmarschalls Otto in der linken Flanke 
anzugreifen, während die feindliche Artillerie immer zahlreicher bei 
Watrelos erschien. Der feindliche Stoß ging zunächst gegen das 
II. Bataillon Garde-Grenadier-Regiments. Dieses hatte, obgleich 
seit dem frühesten Morgen im Gefecht gegen unverhältnißmäßige Ueber— 
macht, doch seine Haltung in so hohem Grade bewahrt, daß es jetzt 
dem Feinde noch zum Gegenstoß entgegengeschickt werden konnte. 
Als es dann auf Gewehrschußweite an den Feind herangekommen 
war, ließ der Kommandeur des Bataillons, Major v. Wackenitz, 
ein sogenanntes überspringendes Pelotonfeuer eröffnen, und wie auf 
dem Exerzirplatze begann dieses in präcisester Form. Erst als die 
reindlichen Schützenschwärme, jede Geländedeckung benutzend, immer 
näher herandrangen, verwandelte sich das Feuer in unregelmäßiges 
Rottenfeuer. Das Bataillon wurde schließlich zurückgedrängt, aber 
schon ging das andere Bataillon des Regiments, unterstützt von zwei 
österreichischen Grenadier-Kompagnien, mit vor, und als Feldmarschall 
Otto die versammelte Kavallerie gegen die linke Flanke des Feindes 
attackiren ließ, gelang es wieder, das Gefecht zum Stehen zu bringen. 
Der Feind zog sich langsam zurück und blieb von da ab unthätig, 
ausgenommen ein bald schwächer, bald stärker unterhaltenes Feuer— 
gefecht. Um 7 Uhr abends erhielt der mit dem Befehl über diese 
Nachhut der geschlagenen verbündeten Armee betraute General 
o. Hanstein — Feldmarschall Otto war nach Nechin geeilt — 
die Weisung, ebenfalls abzuziehen. In musterhafter Ordnung, das 
schwere Geschütz voran, erfolgte nunmehr gegen 8 Uhr abends der 
Abzug, welchen der Feind nicht mehr störte. Mit Einbruch der Nacht 
erreichte General v. Hanstein Marquain, woselbst die Trümmer der 
Armee sich zu railliren suchten. 
Die Schlacht von Tourcoin kostete den Verbündeten 100 Offiziere, 
1000 Mann. Die Franzosen behaupteten, 60 Geschütze, 2 Fahnen, 
2 Standarten erobert und 1500 Mann gefangen genommen zu haben. 
Die hessischen Truppen hatten 26 Offiziere und über 300 Mann an 
Todten und Verwundeten verloren. 6 Geschütze, 6 Munitions⸗ 
wagen waren dem Feinde in die Hände gefallen. Eine Fahne 
war jedoch nicht verloren, ja die beiden Regimenter Garde-Grena— 
diere und Leib-Regiment hatten bei Leers und Lannoy wohl unver— 
gängliche Lorbeeren an ihre Fahnen geheftet. Sie hatten gefochten 
Geschichte des Füs. Reats. von Gersdorff (Hess.) Nr. 80. —
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.