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Jeder Grenadier beeilte sich, wenigstens eine Handvoll Patronen
aus diesem Schatze zu gewinnen, und als dies unter fröhlichem Ge—
jauchze geschehen war, ließ Hauptmann v. Trott feuern und ging
dann mit dem Bajonett auf den nunmehr dicht vor seinen wenigen
Leuten erscheinenden Feind los. Dieser machte ohne Weiteres Kehrt,
aber damit war die Gefahr noch nicht vorüber, denn schon avan—
eirte die feindliche Infanterie, und dichte Schützenschwärme versuchten
der kleinen Hessenschar den Rückzug zu verlegen. Es blieb nichts
übrig, als den Weg durch das Wasser zu nehmen, und so stürzte
sich Alles, Feind und Freund, in die Espierre, wobei ein wildes
Handgemenge entstand und die hessischen Grenadiere zu ihrem
Schaden bemerken mußten, daß ihnen ihre langen martialischen Zöpfe,
auf welche sie nicht weniger stolz waren wie auf ihre grimmig aus—
sehenden Bärenmützen, überall im Wege waren. Gar mancher
büßte sein Leben dadurch ein, daß die gewandten Verfolger seinen
Zopf erfaßten und ihn selbst dadurch wehrlos machten. Ein Drittel
wohl der kleinen Schar wurde hier gefangen oder getödtet oder
ertrank. Der Herzog von NYork aber, die Rufe, daß die Brücke
nahe sei, überhörend, war ebenfalls, nachdem er abgestiegen, durch
das Flüßchen gewatet und hatte sich mit Mühe auf das andere
Ufer gerettet. Dort setzte er sich wieder auf und eilte, ohne auf
Weiteres zu achten, über Leers nach Nechin.
Während dieser Vorgänge war auch bei Tourcoin der Rückzug
vor dem mit immer stärkeren Massen vordringenden und sich gegen
die linke Flanke der dort stehenden Truppen wendenden Feinde an—
getreten worden. General Montfrault hatte ein großes Viereck
bilden lassen, 2 Bataillone Joseph Colloredo und 2 Bataillone
Kaunitz vorn, das Bataillon Germann rechts, das III/Kaunitz links,
die Kavallerie auf der Kehrtseite, in dem Innern die Artillerie, die
leichte Infanterie ringsum als Schützenschwarm vertheilt. So ging
es, da der Weg über Watrelos nicht mehr frei war, auf dem
nächsten Seitenwege zurück, zuerst in guter Ordnung, trotz des
immer heftiger und kühner andringenden Gegners. Endlich gelang es
diesem, die leichten Truppen zu durchstoßen und bei dem III/Kaunitz
Verwirrung zu schaffen. Diese nahm überhand, als die Espierre
überschritten wurde. Was noch nie in diesem Kriege geschehen war,
die Ordnung löste sich auf, und bald wälzte sich Alles in wildem
Schwarme gegen Leers zu. Alles Geschütz wurde verloren, weil eine
Unmasse tiefer Gräben zu überschreiten waren und die Bedienungs—