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waren und der Feind den rechten Flügel trotz aller Gegenanstrengungen
beinahe völlig umfaßt hatte, den Befehl zum Abzuge. Mit der größten
Ordnung zogen sich nun die an die verschiedenen Dorfeingänge
postirten Kompagnien oder Abtheilungen auf den Haupttrupp des
Regiments zurück, und als dieses gesammelt und in Linie formirt
worden war, trat Oberst v. Fuchs den weiteren Rückmarsch nach
jener Brücke und nach Leers an. 100 Mann unter Kapitän v. Trott
bildeten die Nachhut gegen den mit dichten Schützenschwärmen und
kleinen Kavallerietrupps heftig nachdrängenden Feind. Durch die
Ruhe und Ordnung der Hessen verblüfft, begannen die Verfolger nach
kurzer Zeit bei sich selbst eine Art Raillirung, sie zögerten, und so
gelangte das Regiment selbst, ohne wesentlich gestört zu werden,
über die Brücke hinüber.
Schon war jedoch die feindliche Kavallerie zwischen Mouveaux
und Tourcoin vorgedrungen und beschäftigte sich gerade damit, den
zlänzenden Reiterhaufen, welcher von Roubair her noch die Espierre—
Brücke bei Leers zu gewinnen suchte, den Herzog von NYork mit
seiner Suite, zu verfolgen. Die englischen Vollblutpferde, die hier
das Edelwild bildeten, hätten diese Jagd freilich aussichtslos gemacht,
denn die französische Kavallerie war damals keineswegs gut beritten.
Dennoch wurde die Lage des Herzogs von NYork gar bald eine
äußerst schwierige, denn schon beim Passiren der Brücke, welche
westlich Watrelos über die Espierre führt, empfingen ihn aus den
nahegelegenen vordersten Häusern dieses Ortes lebhafte Flintenschüsse.
In wildem Tumulte bog die Suite rechts aus und jagte längs des
Flüßchens nach der Brücke von Leers, weil die steilen Uferränder das
Passiren sonst mißlich machten. So stieß der Herzog, mit wenigen
Begleitern vorausjagend, auf die Nachhut des Garde-Grenadier—
Regiments unter Hauptmann v. Trott, während ein langer Schwarm
von Verfolgern auf seiner Fährte war.
„Hessen, brave Hessen, steht! Rettet mich, Ihr sollt reichlich
belohnt werden, steht!“ waren die ersten keuchend hervorgestoßenen
Worte des sonst so entschlossenen Prinzen, und seine Begleiter wieder⸗
holten die Hülferufe noch ängstlicher. Da wandte sich Hauptmann
o. Trott zu dem Herzog und rief: „Wir wollen schon stehen,
wenn wir nur feuern können, aber meine Leute haben fast keine
Patronen mehr!“
Die Lage schien aussichtslos, da traf es sich, daß ein von
seiner Bespannung verlassener Munitionskarren am Wege lag.