Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

mit einer allgemeinen Schwenkung links auf das feindliche Centrum 
werfen, eine Bewegung, welche seinen Truppen vermöge ihrer großen 
Gefechtsgewandtheit verhältnißmäßig leicht fallen mußte, als er von 
feindlicher Kugel getroffen stürzte. 
Sein Tod entschied das Schicksal dieses Angriffs. Allseits 
wichen die schwedischen Truppen zurück, und Herzog Bernhard, 
welcher die sich schnell verbreitende Kunde von dem Tode des Königs 
vernommen und sofort nach dem rechten Flügel gesprengt war, 
konnte nur mit Mühe der allgemeinen Bestürzung Einhalt thun. 
Doch nur kurze Zeit dauerte diese Krisis. Es gelang, die 
Massen zu ordnen, und Herzog Bernhard hatte bereits einen neuen 
Angriff befohlen, als das Schlachtenglück von Neuem sich von den 
Protestanten abzuwenden schien. Die Spitze der Pappenheimschen 
Kavallerie, 4 Regimenter, mit ihrem ungestümen und haßerfüllten 
Führer ist (etwa um 3 Uhr nachmittags) auf dem Kampfplatze ein— 
getroffen. Schon sind die schwedischen Kolonnen wieder im Begriff, 
sich auf das feindliche Centrum zu werfen, schon die Geschütze wieder 
genommen, als Pappenheims Gegenstoß die errungenen Vortheile 
wieder entreißt. Da, im Zurückgehen, sieht Herzog Bernhard die 
Rettung: Das zweite Treffen unter Knipphausen geht in muster⸗ 
haftester Ordnung vor, voran die Hessen unter Eberstein. Von 
Neuem faßt man Muth, und mit dem stürmischen Rufe, den König zu 
rächen, geht Alles wieder vorwärts. In kürzester Zeit — die Nacht 
bricht fast schon herein — wird Alles über den Haufen geworfen, 
was sich entgegenstellt, auch die große Batterie am Windmühlen— 
berge wird genommen, wobei einige Pulverwagen in die Luft fliegen. 
Panischer Schrecken ergreift die kaiserlichen Truppen. Ganze Re— 
gimenter wenden sich zur Flucht, und was sich wehrt, wird auf— 
gerieben oder zersprengt. 
Der Sieg ist erfochten, freilich um welchen hohen Preis? 
Der Tod des Königs Gustav Adolf war ein harter Schlag 
für die protestantische Sache, nicht nur in militärischer, sondern na— 
mentlich auch in politischer Beziehung. Die Zerfahrenheit, welche 
schon immer unter den protestantischen Fürsten und Ständen geherrscht 
und dem Kaiser die besten Waffen gegen sie in die Hand gedrückt 
hatte, sie lebte gar zu schnell wieder auf. 
Wir sind im Jahre 1633. Ein Theil der protestantischen 
Fürsten hatte es durchgesetzt, daß mit dem Kaiser wegen eines Aus— 
gleiches verhandelt wurde. Zum Glück für die Sache war dieses
	        
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