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noch kurze Zeit aushalten. Als er dabei die geringe Zahl derselben
erkannte, rief er aus:
„Grenadiere! Auch ich habe Euch bei Frankfurt gesehen, da
waret Ihr wundervoll, aber was Ihr heute Nacht hier geleistet,
dafür kann ich keine Worte finden.“
Währenddessen war der Gefechtslärm bei Costheim gänzlich
verstummt, gegenüber aber verkündete dumpfes Dröhnen und Waffen—
geräusch das Herannahen einer neuen Abtheilung, die in den Lauf—⸗
gräben am Main entlang zum Entsatz gegen das Dorf vorrücken
wollte. Hauptmann Wiederhold entschloß sich kurz und ging mit
einer Sektion gegen den Laufgraben vor. Wirklich stieß er auf
die Spitze einer starken Kolonne, die gerade aus demselben
debouchiren wollte. Hauptmann Wiederhold ließ sofort Feuer geben,
und das Glück war ihm wieder hold, die feindliche Kolonne machte
Kehrt, ja gerieth in solche Verwirrung, daß sie unter lautem
Tumulte entfloh. Major v. Wackenitz benutzte dies schnell genug, er
ließ die Laufgräben besetzen, und Hauptmann Wiederhold eilte
nun nochmals zurück, um die übrigen Theile des Bataillons auf—
zusuchen. Costheim brannte jetzt lichterloh, und so gelang es sehr
bald, auch die übrigen Kompagnien nach den Laufgräben vorzuführen
und diese nun stark zu besetzen. Das Grenadier-Bataillon v. Dink
lage folgte ebenfalls. Als der Tag anbrach, gingen die beiden
Bataillone auf Befehl nach Costheim zurück. Sie hatten erheblich
gelitten, die 4. und 5. Kompagnie des Garde⸗Grenadier-Regiments
hatten allein 3 Offiziere, 37 Mann an Todten und Schwerver—
wundeten eingebüßt. Nur wenige Leute derselben waren unverletzt.
König Friedrich Wilhelm II. nahm auch in Bezug auf dieses
Gefecht Gelegenheit, die Haltung der Garde-Grenadiere öffentlich
zu belobigen, indem er, als ihm eine unter dem Hauptmann v. Trott
von der Laufgrabenarbeit zurückmarschirende Abtheilung des Regiments
an einem Hohlwege bei Hechtsheim begegnete, sie mit den an seine
Umgebung gerichteten Worten vorbei defiliren ließ:
„Meine Herren! Lassen Sie uns diesen Braven Platz machen!“
Nach diesem nächtlichen Sturm auf Costheim fiel ein nennens—
werthes Ereigniß rechts des Rheines nicht mehr vor. Der Feind
richtete zwar in der ersten Zeit nach demselben aus allen rückwärtigen
Stellungen ununterbrochenes Feuer auf den Ort und seine Besatzung,
aber diese war jetzt nach allen Regeln der Kunst eingebaut und auch
stark genug; das Feuer aus der Festung nahm bald ab. In den