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waren, und bald erkannte auch deren Besatzung beim Widerschein
des gegen das Dorf und die linke Angriffskolonne eröffneten Bomben—
feuers ihren neuen Gegner. Heftiges Feuer von den Laufgräben,
vom Fort Republique und sehr bald auch aus Costheim war die
Folge dieser Wahrnehmung. Zuerst versuchte Major v. Wackenitz,
mit dem linken Flügelzuge der 4. Kompagnie Garde-Grenadier—
Regiments den Feind aus den Laufgräben zu vertreiben, während
das Uebrige, Front gegen das Fort Republique, aufmarschirte. Der
Versuch war fruchtlos, und Hauptmann v. Wiederhold eilte deshalb
nach der Richtung des Mainzer Thores von Costheim zurück, um
den zurückgebliebenen Theil der Kolonne vorzuführen. Auch dies
war vergebens, und numm blieb gegenüber dem Feuer von allen Seiten
nichts für die schwache hessische Abtheilung übrig, als durch öfteren
Wechsel der Stellung den Feind zu täuschen und sich seinem Feuer
möglichst zu entziehen. Inzwischen zeigte das sich immer mehr ver—
stärkende Gefecht bei Costheim, daß der Angriff dort im Fortschreiten
war, auf der anderen Seite freilich hörte man vom Fort Republique
her so starkes und ununterbrochenes Waffengetöse, untermischt von
Kommandorufen, daß es klar wurde, der Feind eile jetzt zur Unter—
stützung der Costheimer Besatzung heran. Major v. Wackenitz ließ
die 2 Kompagnien jetzt zum Angriff vorgehen, und wirklich stutzten
die ersten Truppen, die aus dem Fort debouchiren wollten, bei dem
plötzlichen Auftauchen derselben dicht vor dem Fort. Major
o. Wackenitz führte die Mannschaft wieder zurück, und nochmals begann
das Spiel des Stellungwechsels, welches bisher die kleine Schar
vor größeren Verlusten bewahrt hatte. Eine Stunde lang hatte das
Gefecht bereits gedauert, dann begann ein Theil der Mannschaft
zu wanken, denn allmählich wurden ihre Verluste doch schwer. Da
prengte Hauptmann Wiederhold vor die Front und rief mit lauter
Stimme:
„Grenadiere! Die Ihr so brav bei Frankfurt ausgehalten,
haltet auch hier aus! Mein Leben ist mir so lieb, als Euch
das Eurige, aber lieber will ich sterben, als hier vom Flecke
veichen!“
Dann sprengte er noch weiter vor und hielt eine Zeit lang vor
der Front im furchtbarsten Kartätschfeuer des Forts, die Grenadiere
aber schlossen wieder zusammen und hielten aus wie ihre Führer.
Jetzt kam der Major v. Lecocq vom preußischen Generalstabe mit
der Nachricht, daß Costheim genommen sei, die Truppen sollten nur