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kundungen kam man doch zu dem Vormarsche einer größeren Armee
gegen Mainz; zum Vormarsche, sagen wir, denn es galt bis zur
Einschließung der Festung wirklich eine größere, ausgedehntere Operation
auszuführen. Der Kurfürst von der Pfalz weigerte sich, den Alliirten
den Uebergang über die Mannheimer Brücke zu gestatten, und so
wollte der Herzog von Braunschweig denselben ähnlich, wie 1689
geschehen war, rheinabwärts und zwar bei Bacharach ausführen,
vährend rheinaufwärts Demonstrationen stattfanden. Castel sollte
durch einen selbständigen Heerestheil unter dem preußischen General
5. Schönfeld eingeschlossen werden.
Custine hatte bisher mit einer Division (Houchard) Kreuznach,
mit einem Detachement (Neuwinger) Bingen, mit 25000 Mann
Mainz besetzt gehalten. 30 000 Mann standen zwischen Mainz —
Worms. Hinter der Saar stand das „Moselkorps“, 25 000 Mann
tark, unter General Ligneville.
Belagerung Der Kommandant von Mainz, General d'Oyre, hatte Alles
»on Mainz,uczz gethan, um den Verbündeten die Eroberung von Mainz schwer zu
machen. Castel war zu einem starken Bollwerk umgeschaffen und mit
der Gustavsburg durch Laufgräben verbunden worden, Mainz selbst
aber und die Rhein-Inseln, soweit sie in den Bereich der Vertheidigung
einbezogen werden konnten, waren durch neue Abschnitte verstärkt
oder zu neuen Stützpunkten umgewandelt worden. Entgegengesetzt
berfuhr jetzt Custine selbst. Er wich vor den Verbündeten, die be—
dächtig und auf vielen Umwegen gegen Bingen, ja über den Hunsrück
vorgingen, um dann endlich auf Mainz selbst vorzurücken, überall
zurück. So konnte Mainz wenigstens bis zum Schlusse des Monats
eingeschlossen werden. Custine nahm eine Stellung hinter der Lauter
ind zog Verstärkungen an sich, während die preußische Avantgarde
auf der einen, das 16 000 Mann starke österreichische Korps Wurmser
auf der anderen Seite gegenüber eine ausgedehnte Kordonstellung
—DD
Das Gros der preußischen Armee schloß vom 31. März ab Mainz links
des Rheines ein, General v. Schönfeld aber mit 17/0 Bataillonen,
18 Eskadrons Castel auf dem rechten Ufer. Es waren etwa
43 000 Mann zur Belagerung vereinigt, doch fehlte das Be—
agerungsgeschütz, so daß der eigentliche Angriff sich noch lange
inausschob.
Castel war bereits seit dem 24. März enger umschlossen worden.
Die Einschließungslinie näherte sich am linken Flügel Costheim auf