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bindungslinien nach der Gustavsburg und den dortigen Rhein-Inseln
auszubauen.
Ungeachtet dieser warnenden Anzeichen geschah vorläufig noch
nichts, um wenigstens Castel einzuschließen und den Gegner vom
rechten Rhein-Ufer zu vertreiben. Und doch war der Brückenkopf
Castel ganz und gar nicht zu einer sofortigen ernsten Vertheidigung
hergerichtet. Ein baldiger Versuch, ihn zu stürmen, hätte voraus—
sichtlich zum Ziele geführt.
Es geschah nichts weiter, als daß der Erbprinz von Hohenlohe
bis Erbenheim nachfolgte und Wiesbaden sowie Biebrich besetzt
wurden. Die übrigen Truppen bezogen Winterquartiere im Maingau
zwischen Höchst und Frankfurt a. M. Frankfurt selbst blieb vom
Regiment Garde-⸗Grenadiere und dem Grenadier-Bataillon v. Philipps—
thal*) sowie von der Brigade Cochenhausen besetzt. Das Regiment
Garde rückte sogar mit den Garde du Corps nach Hanau ab und
von da am 23. Dezember nach Cassel, wo der Landgraf einen fest—
lichen Einzug hielt.
In der Nacht zum 3. Januar 1793 veranlaßte der Feind selbst
einen weiteren Fortschritt. Custine ließ die Hochheimer Höhe mit
8 Grenadier-Bataillonen und 13 Geschützen wieder besetzen, und diese
Nachbarschaft schien so empfindlich, daß der Herzog von Braunschweig
für den 6. Januar einen Ueberfall darauf befahl. General v. Kalk—
reuth sollte mit 8 Bataillonen, 1 Jäger-Kompagnie, 18 Eskadrons,
1u/ reitenden Batterien in der Front, Erbprinz von Hohenlohe mit
5 Bataillonen, 3 Jäger-Kompagnien, 17 Eskadrons, J reitenden
Batterie von Telkenheim her in der linken Flanke angreifen. Unter den
Truppen Kalkreuths befand sich das Grenadier-Bataillon Philippsthal
und Regiment Garde-Grenadiere. Beide Angriffstheile sollten gleich—
zeitig den Angriff unternehmen, die Kolonne des Erbprinzen von
Hohenlohe war aber durch Schneegestöber aufgehalten worden und
gab das verabredete Signal nicht. Nach langem Warten ertheilte
dann der König, der von Frankfurt her gekommen war, um 7 Uhr
vormittags den Befehl zum Angriff für die Truppen Kalkreuths.
Der feindliche Befehlshaber, General Sedillot, hatte wenig für die
Vertheidigung seiner Stellung gethan. Er hatte weder Feldwachen noch
x*) Ohne die zwei Grenadier-Kompagnien des Garde-Regiments, die diesem
nach Cassel folgten und für welche die zwei Grenadier-Kompagnien des Leib—
Regiments eintraten. Die Führung über das Bataillon übernahm Oberst
o. Eschwege.