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Custine verließ noch in der Nacht die Stellung bei Höchst und
ging nach Hochheim — Castel zurück, während die Verbündeten in den
eroberten Stellungen bei Frankfurt — Bockenheim —Oberursel stehen
olieben.
Es ist bekannt, daß der König Friedrich Wilhelm II. zum An—
denken an diese hessische Waffenthat vor dem Friedberger Thor ein
Denkmal errichten ließ, welches die Inschriften trägt:
„Friedrich Wilhelm II. König von Preußen, den edlen Hessen,
die im Kampfe fürs Vaterland hier siegend fielen“, und
„Der Gefährte mühevoller Unternehmungen der hessischen
Kriegerschaaren, welche bei der Eroberung von Frankfurt am
2. Dezember 1792 eines ruhmvollen Todes starben, befahl dieses
Denkmal zu errichten, ein Zeuge ihres Muthes, ein Bewunderer ihrer
Standhaftigkeit, Friedrich Wilhelm II, König von Preußen, 1793.“
Der Verlauf des Kampfes bei diesem Sturme und die an
diesem Denkmal angebrachten Erinnerungstafeln der Gefallenen zeigen,
daß der 2. Dezember 1792 für unsere beiden Regimenter „Garde“
und „Garde-Grenadiere“ sowie für das aus ihren Grenadier—
Kompagnien zusammengesetzte Grenadier-Bataillon v. Philippsthal
ein besonderer Ehrentag ist. Das Hessen-Denkmal in Frankfurt a. M.
erneuert die Erinnerungen daran für immer. —
Die Jahreszeit war schon weit fortgeschritten, aber noch blieb
eine Aufgabe ungelöst, welche König Friedrich Wilhelm II. sich
gestellt hatte, die Wiedereroberung von Mainz, die Vertreibung des
Feindes vom deutschen Boden.
Custine hatte sich ganz auf Castel zurückgezogen und nur eine
chwache Vorpostenlinie am Wicker-Abschnitt stehen lassen. Dort
wvollte man ihn auch vertreiben, aber es dauerte doch erst wieder
bis zum 14. Dezember, ehe dieser Gedanke zur Ausführung gelangte.
Fin aus preußischen und hessischen Truppen zusammengesetztes
Detachement unter General v. Kalkreuth nahm an diesem Tage Flörs—
heim — Wicker Massenheim eigentlich ohne größeren Widerstand. Dann
bezog das Detachement daselbst Vorposten, wobei die hessischen Jäger
die damals an dem Wicker-Bache gelegenen sieben Mühlen besetzten.
Hochheim war vom Feinde stärker besetzt worden, aber auch diesen
Posten verließ er nach unerheblichem Gefechte, und der Herzog von
Braunschweig konnte nun nach dem Gefecht eine nähere Erkundung
von Castel vornehmen. Man sah den Feind überall eifrig arbeiten,
um noch zu guter Letzt seine dortigen Stellungen, namentlich Ver—