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Währenddessen hatte auch die gegen das Allerheiligen Thor
angesetzte Sturmkolonne unter Generalmajor v. Hanstein angegriffen,
aber auch hier war das Thor geschlossen und stark besetzt. Die leichte
Infanterie hatte sich zu beiden Seiten der Straße vorgearbeitet und
begann nun das Feuer, während zwei Bataillonsgeschütze das Thor
einzuschießen versuchten. Die übrigen Truppen wurden außerhalb
der Schußweite zurückgehalten. Auch hier gelang es erst unter Mit—
hülfe der Einwohnerschaft, Eingang zu finden, und nun rückten das
J. Bataillon Leib-Regiments und die Husaren in ununterbrochenem
Sturmschritte vor, bis sie um 10 Uhr vormittags fast gleichzeitig
mit dem J. Bataillon Garde die „Zeil“ erreichten.
Die Einwohner Frankfurts empfingen die Truppen allenthalben
mit lautem Jubel, der aus dem Bockenheimer und Gallen-Thore
entfliehende Theil der französischen Besatzung aber wurde von der
Zavallerie bis nach Bockenheim verfolgt, wobei noch an 500 Mann
gefangen oder niedergemacht wurden. Im Ganzen verlor der Feind
hier an Gefangenen 44 Offiziere, 1156 Mann. Die Husaren
erbeuteten eine Fahne, das J. Bataillon Garde eine andere. Der
Verlust der Hessen hatte im Ganzen 16 Offiziere, 166 Mann an
Todten und Verwundeten betragen. General v. Helden hatte im
letzten Augenblicke noch versucht, seine Reserven nach den beiden an—
gegriffenen Thoren vorzuziehen, die Bürgerschaft hatte sich aber ihm
entgegengeworfen und die französischen Kompagnien nach blutigem
Handgemenge entwaffnet oder auseinandergesprengt. General
o. Helden war selbst gefangen worden.
Die preußische Armee hatte sich während des Sturmes zwischen
der Friedberger Warte und dem Dorf Preungesheim zuwartend
verhalten. Jetzt befahl der König, gegen Bockenheim und Rödelheim
zum Angriff vorzugehen, um die Nidda-Uebergänge zu besetzen. Dies
zeschah zu derselben Zeit, als General Neuwinger zur Degagirung
der Frankfurter Besatzung von Bockenheim aus gegen die Stadt vor—
rückte. General Neuwinger erkannte noch rechtzeitig die Gefahr, in
welche er sich stürzen mußte, wenn er nicht sofort umkehrte. Er
zog daher ab, um den Heller-Hof und dann Höchst zu erreichen,
nun wieder lebhaft von der hessischen Kavallerie verfolgt.
Was die feindlichen Truppen bei Oberursel betrifft, so waren
sie sofort nach Cronberg abgezogen, als sie die Verbündeten erscheinen
sahen. Da preußischerseits nur wenig Kavallerie vorhanden war, so
Jeschah ihr Rückzug ohne besonderen Verlust.