Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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Währenddessen hatte auch die gegen das Allerheiligen Thor 
angesetzte Sturmkolonne unter Generalmajor v. Hanstein angegriffen, 
aber auch hier war das Thor geschlossen und stark besetzt. Die leichte 
Infanterie hatte sich zu beiden Seiten der Straße vorgearbeitet und 
begann nun das Feuer, während zwei Bataillonsgeschütze das Thor 
einzuschießen versuchten. Die übrigen Truppen wurden außerhalb 
der Schußweite zurückgehalten. Auch hier gelang es erst unter Mit— 
hülfe der Einwohnerschaft, Eingang zu finden, und nun rückten das 
J. Bataillon Leib-Regiments und die Husaren in ununterbrochenem 
Sturmschritte vor, bis sie um 10 Uhr vormittags fast gleichzeitig 
mit dem J. Bataillon Garde die „Zeil“ erreichten. 
Die Einwohner Frankfurts empfingen die Truppen allenthalben 
mit lautem Jubel, der aus dem Bockenheimer und Gallen-Thore 
entfliehende Theil der französischen Besatzung aber wurde von der 
Zavallerie bis nach Bockenheim verfolgt, wobei noch an 500 Mann 
gefangen oder niedergemacht wurden. Im Ganzen verlor der Feind 
hier an Gefangenen 44 Offiziere, 1156 Mann. Die Husaren 
erbeuteten eine Fahne, das J. Bataillon Garde eine andere. Der 
Verlust der Hessen hatte im Ganzen 16 Offiziere, 166 Mann an 
Todten und Verwundeten betragen. General v. Helden hatte im 
letzten Augenblicke noch versucht, seine Reserven nach den beiden an— 
gegriffenen Thoren vorzuziehen, die Bürgerschaft hatte sich aber ihm 
entgegengeworfen und die französischen Kompagnien nach blutigem 
Handgemenge entwaffnet oder auseinandergesprengt. General 
o. Helden war selbst gefangen worden. 
Die preußische Armee hatte sich während des Sturmes zwischen 
der Friedberger Warte und dem Dorf Preungesheim zuwartend 
verhalten. Jetzt befahl der König, gegen Bockenheim und Rödelheim 
zum Angriff vorzugehen, um die Nidda-Uebergänge zu besetzen. Dies 
zeschah zu derselben Zeit, als General Neuwinger zur Degagirung 
der Frankfurter Besatzung von Bockenheim aus gegen die Stadt vor— 
rückte. General Neuwinger erkannte noch rechtzeitig die Gefahr, in 
welche er sich stürzen mußte, wenn er nicht sofort umkehrte. Er 
zog daher ab, um den Heller-Hof und dann Höchst zu erreichen, 
nun wieder lebhaft von der hessischen Kavallerie verfolgt. 
Was die feindlichen Truppen bei Oberursel betrifft, so waren 
sie sofort nach Cronberg abgezogen, als sie die Verbündeten erscheinen 
sahen. Da preußischerseits nur wenig Kavallerie vorhanden war, so 
Jeschah ihr Rückzug ohne besonderen Verlust.
	        
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