Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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zubrechen, während das Garde-Grenadier-Regiment sich wieder etwas 
zurückziehen und hinter dem J. Bataillon Garde neu formiren 
sollte. 
Letzteres Bataillon nahm die ganze Breite der Straße ein, das 
Zurückgehen des Garde-Grenadier-Regiments verursachte daher neues 
Bedränge, weshalb der Oberst des Garde-Regiments, v. Benning, 
seinen Leuten mit donnernder Stimme zurief, stehen zu bleiben. 
Dies hatte zur Folge, daß die Mannschaft regungslos mit ge— 
schultertem Gewehre unter dem nunmehr unausweichlichen Kugelregen 
rusharrte. Sank ein Mann der vordersten Glieder todt oder ver— 
wundet zu Boden, so trat wie auf dem Exerzirplatz sein Hinter— 
mann mit scharf geschultertem Gewehr an seine Stelle. Nichts be— 
wegte sich sonst im ganzen Regiment als die weiße Fahne. Kein 
Laut ward hörbar, als das Anprasseln der feindlichen Geschosse an 
die Eisentheile oder der dumpfe Seufzer eines Dahingestreckten. Dann 
ließ Oberst v. Benning das Geschütz vorziehen, Kehrt machen und 
eine Strecke zurückmarschiren. Die mitgeführte preußische Batterie 
hatte schon von weit her ihr Feuer auf den Wall eröffnet, jetzt gelang 
es, zwei hessische Regimentsgeschütze vor dem Thor selbst in Stellung 
zu bringen, und nachdem eine Zeit darüber verstrichen war, krachte 
das Thor entzwei und die Zugbrücke hernieder. Es war das nicht 
Schuld dieser Geschütze. Im Innern des Thores hatte sich bereits 
seit einiger Zeit ein heftiger Kampf dadurch entsponnen, daß mehrere 
hewaffnete Volkshaufen sich auf die Vertheidiger geworfen und diese 
ichließlich überwältigt hatten. 
Nun erschallte überall das Kommando: „Vorwärts!“ und das 
i. Bataillon Garde, Major v. Offenbach, Lieutenant v. Cochen⸗ 
sausen und v. Dörnberg, nebst dem Fähnrich v. Ditfurth voraus, 
drangen in den Thorweg ein, eine Kompagnie stürmte den Thurm, 
die übrigen Kompagnien eilten weiter die Friedberger Gasse entlang 
dis zur „Zeil“, Alles niederwerfend, was noch Widerstand leistete. 
Dahinter das J. Bataillon Garde-Grenadier-Regiments, welches 
sich gegen den Wallgang warf. Lieutenant v. Selchow war der Erste, 
der den Wall erstieg, ihm folgte der Fähnrich Appelius mit der 
Fahne, die nun aufgepflanzt wurde. Das II. Bataillon Garde— 
Grenadier-Regiments wandte sich nach dem Eschenheimer Thor, das 
Grenadier-Bataillon v. Philippsthal nach dem Allerheiligen Thor, 
die Jäger nach dem Bockenheimer Thore. Die Kavallerie eilte in 
die Seitenstraßen, um zu verfolgen.
	        
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