Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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ßischen selbständigen Avantgarde, sollte die Stellung von Oberursel 
umgehen und „womöglich“ angreifen. 
Sturm auf Frankfurt a. M. war von 2500 Manm besetzt, von 1 Linien— 
und 3 Conscribirten-Bataillonen, etwas Kavallerie und nur 2 Ge— 
7oe. schützen. General v. Helden, der Kommandant, hatte vergeblich um 
Verstärkung gebeten und nur wenig Munition erhalten. An der 
Besitzergreifung des städtischen Zeughauses war er durch einen Volks— 
krawall verhindert worden. Custine hatte nichts Weiteres an— 
geordnet, als daß die Stadt im Nothfalle angezündet werden sollte. 
Die Festungswerke der Stadt waren seit langer Zeit nicht 
mehr ausgebessert und ergänzt worden und trugen überall die 
Spuren der Vernachlässigung. Auch die Franzosen hatten, sehr ent— 
gegen ihrer sonstigen Art, nichts für die Verstärkung der Werke 
gethan. Die Stadtumwallung wies 11 ziemlich starke Bastionen auf, 
der Wall war jedoch nur gering an Höhe und konnte an vielen 
Stellen von außen erstiegen werden, da die äußere Mauer nur 
5 bis 6 Fuß hoch war. Der Hauptgraben war an sich breit, die 
Ueberschreitung desselben aber dennoch infolge des Verfalles der 
Böschungen und Mauern nicht schwer. Ein gedeckter Weg war kaum 
noch erkennbar, auch zogen sich Gebäude, Mauern, Hecken, Gärten 
bis dicht heran an den Graben. Am stärksten noch waren diejenigen 
Punkte, wo die mit Thürmen überbauten Thore lagen. Starke 
Thorflügel, Fallgatter und Zugbrücken verwehrten hier den Eingang, 
auch waren die Wallprofile hier überall besser erhalten geblieben. 
Nach dem Flusse endlich war die Befestigung der Stadt abgeschlossen 
durch eine starke Mauer, welche ebenso wie die Stadtumwallung 
bdiele kleine und große Thore und Pforten aufwies. Die Vorstadt 
Sachsenhausen links des Maines besaß nur ganz verfallene Verthei— 
digungswerke. 
Die Besatzung war so vertheilt, daß 200 Mann Sachsenhausen, 
100 Mann die Main-Brücke und das Brückenthor besetzt hielten, die 
übrigen Theile der Befestigungen aber an den Bastionen mit etwa 
50 Mann, an den Thoren mit 100 Mann belegt waren, während 
eine Reserve von 2 Kompagnien Linie und 1 Bataillon Conscribirter 
auf der „Zeil“ zurückbehalten blieb. Für den Angriff waren zwei 
Kolonnen gebildet, eine gegen das Friedberger, eine gegen das 
sogenannte Allerheiligen Thor, während zwei schwache Abthei— 
lungen gegen Sachsenhausen selbst und zu Wasser gegen das gegen— 
überliegende sogenannte Metzgerthor vorziehen sollten.
	        
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