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wurden von General Houchard ausgeführt, und dieser stand augenblicklich
in der Gegend von Nauheim.
Man wollte verbündeterseits vorerst eine Berührung mit dem
Gegner vermeiden, hatte jedoch den Plan, Frankfurt a. M. und
Mainz wieder zu gewinnen. Deshalb sollte der Marsch über
Weilburg gehen.
Am 5. Oktober hatte Houchard den Befehl erhalten, Weilburg
zu brandschatzen, und so trafen seine Spitzen mit der Avantgarde
Schreiber bei diesem Orte zusammen, nicht sehr zum Vortheil beider
Theile, denn die Hessen wurden durch das Erscheinen der Franzosen
erst vollkommen überrascht und erhielten nur wieder die Oberhand,
weil sie sofort rücksichtslos draufgingen. Dabei verlor der Feind
Aiele Leute und zog sich nun in größter Eile gegen Weilmünster
zurück. General v. Biesenrodt befahl infolge dieses Zwischenfalls,
die Marschrichtung zu ändern, und nun ging es auf sehr schlechten
und engen Gebirgswegen durch den Westerwald über Herborn,
damit der Lahn-Fluß zwischen dem Korps und dem Feind bliebe.
Am 7. November erreichte das Korps Herborn, von wo es am
9. November den Marsch nach Lohra und Umgegend, am 10. No—
vember bis Marburg fortsetzte. Hier stieß eine Brigade unter General
Cochenhausen, welche der Landgraf zusammengezogen hatte, zu
dem Korps.
Die preußische Armee hatte inzwischen den Rhein-Uebergang voll—
zogen, aber so langsam, daß die letzten Truppen erst am 14. No—
vember am diesseitigen Ufer anlangten. Die Truppen bezogen dann
Quartiere zwischen Coblenz — Montabaur, nur General v. Kalkreuth
war lahnaufwärts vorgesandt und hatte auch noch das Mißgeschick,
daß am 9. November eine Abtheilung von 2 Bataillonen durch Theile
des Korps Houchard überfallen und nach zweistündigem Kampf zum
Rückzuge nach Diez gezwungen wurde. Der Feind stand mit seinen
Spitzen allerwärts an der Lahn und ging auch gegen Dillenburg —
Wetzlar vor. In Weilburg sollten 8000 Mann stehen.
Im preußischen Hauptquartier wußte man in Betreff der feind—
lichen Streitkräfte etwa Folgendes: 12 000 Mann standen bei
Mainz oder längs des linken Ufers des Rheins, in Frankfurt a. M.
2500 Mann, bei Oberwesel 4500 Mann, bei Höchst etwa 18 000
bis 20 000 Mann.
Erst am 26. November entschloß man sich zur Wiederaufnahme
der Bewegungen, da nun Verstärkungen zu der preußischen Armee