Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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In der Nacht um 1 Uhr erhielt General v. Biesenrodt zwei 
Schreiben des Herzogs von Braunschweig, worin ihn derselbe 
ersuchte, so rasch wie möglich nach Coblenz voraus zu marschiren, um 
den Posten von Ehrenbreitstein zu besetzen. General v. Biesenrodt 
ließ infolgedessen seine Husaren und das Grenadier-Regiment 
y. Philippsthal, letzteres zum größten Theil auf Wagen, voraus— 
gehen, und diese Truppen gelangten bereits am gleichen Tage oder 
in der Nacht nach Coblenz. Das Korps selbst folgte am 26. Oktober 
bis Düngenheim —Kaisersesch, 8 Stunden von Coblenz, und rückte 
daselbst am 27. Oktober abends zuerst mit der Garde und dem 
J. Bataillon Garde-Grenadier-Regiments ein. Das II. Bataillon 
war nach Lieser detachirt, um die in Grevenmachern auf der Mosel 
eingeschifften Geschütze des Korps zu sichern. In Coblenz hatte 
man bereits an der rechtzeitigen Ankunft der Hessen gezweifelt, 
ja es waren sogar zwei Abgeordnete der Stadt an General 
Custine abgegangen, um die Uebergabe derselben anzubieten und 
Schonung zu erbitten. 4000 Mann Franzosen lagen bereits in 
Bingen. 
In Coblenz wurden sofort die Festungswerke besetzt und aus— 
gebessert, dann aber auf der Karthause der Bau einer Sternschanze 
begonnen, zu dem täglich 400 Mann Arbeiter zu geben waren. 
Auch auf die Wiederauffrischung und Ergänzung der so mangel— 
haft gewordenen Bekleidung, Ausrüstung und Munition richtete 
General v. Biesenrodt sein Augenmerk. Die Bespannungen der 
Geschütze und Bagagen wurden durch Ankäufe wieder komplett ge— 
macht. Gute und reichliche Verpflegung trug dazu bei, die Truppen 
wieder frischer und freudiger zu machen und den großen Kranken— 
bestand herabzumindern. Eine Musterung fand statt und hatte 
namentlich in Bezug auf den Abgang von Pferden das erstaunliche 
Ergebniß, daß weit über die Hälfte davon gefallen oder sonst zu 
Brunde gegangen war. 
Am 26. Oktober war General v. Kalkreuth von Luxemburg 
aus nachgefolgt, am 3. November langte auch er bei Coblenz an. 
Die hessische Vorhut rückte nun unter Oberst Schreiber nach Mon— 
tabaur ab, am folgenden Tage (4. Oktober) von dem Gros gefolgt. 
Custine hatte sich nach dem Falle von Mainz noch gegen Frank— 
furt a. M. gewandt und diese Stadt am 22. Oktober ebenfalls 
ohne weiteren Widerstand besetzt. Dann hatte er sich mit Kontri— 
hutionen und Streifzügen bis in die Lahn-Gegend beschäftigt. Sie
	        
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