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In der Nacht um 1 Uhr erhielt General v. Biesenrodt zwei
Schreiben des Herzogs von Braunschweig, worin ihn derselbe
ersuchte, so rasch wie möglich nach Coblenz voraus zu marschiren, um
den Posten von Ehrenbreitstein zu besetzen. General v. Biesenrodt
ließ infolgedessen seine Husaren und das Grenadier-Regiment
y. Philippsthal, letzteres zum größten Theil auf Wagen, voraus—
gehen, und diese Truppen gelangten bereits am gleichen Tage oder
in der Nacht nach Coblenz. Das Korps selbst folgte am 26. Oktober
bis Düngenheim —Kaisersesch, 8 Stunden von Coblenz, und rückte
daselbst am 27. Oktober abends zuerst mit der Garde und dem
J. Bataillon Garde-Grenadier-Regiments ein. Das II. Bataillon
war nach Lieser detachirt, um die in Grevenmachern auf der Mosel
eingeschifften Geschütze des Korps zu sichern. In Coblenz hatte
man bereits an der rechtzeitigen Ankunft der Hessen gezweifelt,
ja es waren sogar zwei Abgeordnete der Stadt an General
Custine abgegangen, um die Uebergabe derselben anzubieten und
Schonung zu erbitten. 4000 Mann Franzosen lagen bereits in
Bingen.
In Coblenz wurden sofort die Festungswerke besetzt und aus—
gebessert, dann aber auf der Karthause der Bau einer Sternschanze
begonnen, zu dem täglich 400 Mann Arbeiter zu geben waren.
Auch auf die Wiederauffrischung und Ergänzung der so mangel—
haft gewordenen Bekleidung, Ausrüstung und Munition richtete
General v. Biesenrodt sein Augenmerk. Die Bespannungen der
Geschütze und Bagagen wurden durch Ankäufe wieder komplett ge—
macht. Gute und reichliche Verpflegung trug dazu bei, die Truppen
wieder frischer und freudiger zu machen und den großen Kranken—
bestand herabzumindern. Eine Musterung fand statt und hatte
namentlich in Bezug auf den Abgang von Pferden das erstaunliche
Ergebniß, daß weit über die Hälfte davon gefallen oder sonst zu
Brunde gegangen war.
Am 26. Oktober war General v. Kalkreuth von Luxemburg
aus nachgefolgt, am 3. November langte auch er bei Coblenz an.
Die hessische Vorhut rückte nun unter Oberst Schreiber nach Mon—
tabaur ab, am folgenden Tage (4. Oktober) von dem Gros gefolgt.
Custine hatte sich nach dem Falle von Mainz noch gegen Frank—
furt a. M. gewandt und diese Stadt am 22. Oktober ebenfalls
ohne weiteren Widerstand besetzt. Dann hatte er sich mit Kontri—
hutionen und Streifzügen bis in die Lahn-Gegend beschäftigt. Sie