Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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Der Wirrwarr nahm zu, und nur das einzige Glück war, daß die 
Straße infolge des Durchgehens der Pferde und Umstürzens der 
Wagen zum Theil wieder mehr frei wurde. Nun konnten die Truppen, 
wenn auch in Reihen, wenigstens weiter marschiren. Der Troß 
olieb freilich in fürchterlichster Unordnung, ja es kam zu mancherlei 
Plünderung, so daß die in Longuion liegende preußische Besatzung 
ichließlich mit der Waffe einschreiten mußte. Auch General v. Biesen— 
rodt ließ, nachdem das Korps seinen Lagerplatz jenseits des Ortes, 
übrigens erst um 3 Uhr nachmittags, erreicht hatte, Truppen vor— 
ziehen, um dem Unwesen in der Stadt zu steuern. Dennoch gelang 
es erst am Abend des 15. Oktober, den Troß aus dem Defilee 
von Longuion herauszuführen, wobei jetzt auch die Truppen des 
Generals v. Kalkreuth, der bis Longuion herangerückt war, mithalfen. 
Das hessische Korps sollte dann ebenfalls ein Regiment wieder 
vorziehen, um mit den Truppen Kalkreuths die Sicherung des 
Rückzuges vorwärts Longuion auszuführen. Das Regiment Garde 
traf die Reihe, es brach in der Nacht auf und marschirte durch den 
erschrecklichsften Regen und Koth durch die Stadt hindurch, die Leute 
einzeln hintereinander, um durch die Knäuel der Bagagen vorwärts 
zu kommen. Um Mitternacht langte es in der befohlenen Stellung 
an und war nur froh, um 6 Uhr vormittags bereits Befehl zum 
Abmarsch zu erhalten. 
Während dieser Vorgänge hatte die preußische Haupt- Armee 
ihren Rückzug am 16. Oktober bis Pillon fortgesetzt, am 17. Oktober 
rückte sie über Longuion nach Tellancourt, am 19. Oktober bis 
Romain, am 21. Oktober bis Auberge. 
Fürst Hohenlohe war am 16. Oktober nach Longwy und 
St. Martin, am 17. Oktober nach Arlon abgezogen; General 
o. Biesenrodt erreichte am 16. Oktober Longwy und bezog bei 
Mexy ein Lager. Die Hessen sollten dort so lange stehen bleiben, 
bis die preußische Armee den Chiers-Fluß hinter sich habe. General 
v. Biesenrodt hatte alle Bagage und auch sämmtliches Geschütz 
porausgesandt, weil bereits viele Munitionswagen, Zelte, Kranken— 
wagen u. s. f. verloren gegangen waren und er neues Unheil 
befürchtete. Die feindliche Vorhut war bereits wieder in der Nähe. 
Der Feind hatte nach der Besitzuahme von Verdun die Verfolgung 
zuerst nur allmählich aufgenommen, Kellermann jedoch trotzdem 
bei der so langsamen Art des Rückzuges auf alliirter Seite schon am 
16. Oktober Etain erreicht, und die Truppen Dillons, jetzt unter 
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