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Der Wirrwarr nahm zu, und nur das einzige Glück war, daß die
Straße infolge des Durchgehens der Pferde und Umstürzens der
Wagen zum Theil wieder mehr frei wurde. Nun konnten die Truppen,
wenn auch in Reihen, wenigstens weiter marschiren. Der Troß
olieb freilich in fürchterlichster Unordnung, ja es kam zu mancherlei
Plünderung, so daß die in Longuion liegende preußische Besatzung
ichließlich mit der Waffe einschreiten mußte. Auch General v. Biesen—
rodt ließ, nachdem das Korps seinen Lagerplatz jenseits des Ortes,
übrigens erst um 3 Uhr nachmittags, erreicht hatte, Truppen vor—
ziehen, um dem Unwesen in der Stadt zu steuern. Dennoch gelang
es erst am Abend des 15. Oktober, den Troß aus dem Defilee
von Longuion herauszuführen, wobei jetzt auch die Truppen des
Generals v. Kalkreuth, der bis Longuion herangerückt war, mithalfen.
Das hessische Korps sollte dann ebenfalls ein Regiment wieder
vorziehen, um mit den Truppen Kalkreuths die Sicherung des
Rückzuges vorwärts Longuion auszuführen. Das Regiment Garde
traf die Reihe, es brach in der Nacht auf und marschirte durch den
erschrecklichsften Regen und Koth durch die Stadt hindurch, die Leute
einzeln hintereinander, um durch die Knäuel der Bagagen vorwärts
zu kommen. Um Mitternacht langte es in der befohlenen Stellung
an und war nur froh, um 6 Uhr vormittags bereits Befehl zum
Abmarsch zu erhalten.
Während dieser Vorgänge hatte die preußische Haupt- Armee
ihren Rückzug am 16. Oktober bis Pillon fortgesetzt, am 17. Oktober
rückte sie über Longuion nach Tellancourt, am 19. Oktober bis
Romain, am 21. Oktober bis Auberge.
Fürst Hohenlohe war am 16. Oktober nach Longwy und
St. Martin, am 17. Oktober nach Arlon abgezogen; General
o. Biesenrodt erreichte am 16. Oktober Longwy und bezog bei
Mexy ein Lager. Die Hessen sollten dort so lange stehen bleiben,
bis die preußische Armee den Chiers-Fluß hinter sich habe. General
v. Biesenrodt hatte alle Bagage und auch sämmtliches Geschütz
porausgesandt, weil bereits viele Munitionswagen, Zelte, Kranken—
wagen u. s. f. verloren gegangen waren und er neues Unheil
befürchtete. Die feindliche Vorhut war bereits wieder in der Nähe.
Der Feind hatte nach der Besitzuahme von Verdun die Verfolgung
zuerst nur allmählich aufgenommen, Kellermann jedoch trotzdem
bei der so langsamen Art des Rückzuges auf alliirter Seite schon am
16. Oktober Etain erreicht, und die Truppen Dillons, jetzt unter
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